359 Franken pro Person. Das ist die durchschnittliche Krankenkassenprämie 2024. Das sind 8.6 Prozent mehr als im letzten Jahr. Bundespräsident Alain Berset begründet diesen beträchtlichen Anstieg wie folgt: Es gebe mehr ältere Leute, es würden Fortschritte in der Medizin gemacht und es seien mehr Leistungen und mehr und teurere Medikamente bezogen worden.
Der Anstieg der Prämien ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Die Last, die vor allem auf den Schultern jener Leute lastet, die knapp keine Prämienverbilligungen erhalten, ist überall gross. So auch in Wengi im Kanton Bern bei Familie Nobs.
Es gibt Schlaflosigkeit und Spannungen als Paar. Man muss immer übers Geld reden.
Bei ihnen im Kanton Bern steigen die Prämien im kommenden Jahr um 8.3 Prozent. Zwar etwas weniger als im Durchschnitt, mit 367 Franken ist die Prämie aber höher als im Schweizer Mittel. Die Belastung sei sehr gross, sagt Mirjam Nobs. Sie ist Hausfrau und hat kleinere Nebenjobs im Gesundheitswesen: «Es gibt Schlaflosigkeit und Spannungen als Paar, wenn man immer über das Geld und die finanzielle Situation reden muss.»
Mit allen Kinderzulagen haben die Nobs rund 9000 Franken im Monat zur Verfügung. Zu viel für Prämienverbilligungen. Dazu kommt, dass die Familie im letzten Jahr aufgrund eines finanziellen Engpasses eine Krankenkassenrechnung nicht begleichen konnte und daher die Kasse im kommenden Jahr nicht wechseln darf.
Auch die sonstigen Fixkosten würden die Situation der Familie schwierig machen. «Wir würden gerne einmal im Jahr in die Ferien fahren, aber können uns das einfach nicht leisten. Für uns ist das Luxus», sagt Mirjam Nobs. Es bleibe ihnen nichts anderes übrig, als zu sparen.
Deshalb ist die Familie vor einigen Monaten aufs Land in eine günstigere Wohnung gezogen. Mit kleinen Nebenverdiensten probieren sie ausserdem, ihr Einkommen aufzubessern. Sie haben sich zum Beispiel Hühner angeschafft und verkaufen deren Eier.
Ein gutes System hat seinen Preis
Innenminister Alain Berset betonte an der Medienkonferenz vom Dienstag, dass das Gesundheitssystem in der Schweiz gut sei und deshalb auch seinen Preis habe. Er räumt aber auch ein, dass die Situation gerade für Personen aus dem unteren Mittelstand schwierig sei.
«Der Prämienanstieg kommt zusammen mit Erhöhungen der Miet- oder Energiepreise. Das macht die Situation sehr schwierig», so Berset. «Jetzt müssen sämtliche Akteure – auch auf politischer Ebene – ihre Verantwortung wahrnehmen, zusammenarbeiten und nach Lösungen und Reformen suchen.»