Auschwitz-Memes und Hitlergrüsse im Chat, Hakenkreuze auf dem Schulweg: Berner Schulen verzeichnen diverse Fälle von judenfeindlichem Mobbing. Zum Beispiel riefen Kinder muslimischer Herkunft andere Kinder dazu auf, nicht mit einem Kind zu spielen, weil es Beziehungen zu Israel habe, wie SRF im Frühjahr berichtete.
Sogenannte Hassdelikte nehmen in der Schweiz zu. Gerade in Schulen. Sie zielen auch gegen Musliminnen und Muslime.
Schülerinnen und Schülern Grenzen aufzeigen
Nun reagieren die Berner Kantonspolizei und die Kantonsregierung: Sie verstärken die Präventionsarbeit, gerade an den Schulen – und lancieren mit 30 Religionsgemeinschaften und anderen Organisationen die Kampagne «Gemeinsam gegen Hass.»
«Es geht etwa darum, den Schülerinnen und Schülern klar die Grenzen aufzuzeigen, Grenzüberschreitungen zu thematisieren. Es geht nicht darum, immer gleich die Polizei zu holen», sagt Michael Fichter, Chef Prävention der Kapo Bern.
Ein Vater von vier Kindern mit jüdischer Herkunft sagt: «Ich empfehle allen jüdischen Eltern: Sagt euren Kindern, sie sollen ihre Herkunft verheimlichen. Sonst sind diese Kinder nur noch Dreck.» Der Berner bleibt anonym, um seine Kinder zu schützen.
Ob in Chats oder auf dem Pausenplatz: «Kinder und Jugendliche werden sehr früh mit diesem Thema konfrontiert und beeinflusst. Darum setzen wir unseren Fokus auf die Schulen», so Fichter. 250 Schulleiterinnen und Schulleiter im ganzen Kanton Bern erhalten darum zusätzliches Informations-, aber auch Schulmaterial.
Dies mit dem Ziel, dass die Lehrkräfte vermehrt mit den Schülerinnen und Schülern Massnahmen gegen Hass diskutieren und Vorfälle besser beurteilen könnten. «Die Schule ist ein Abbild der Gesellschaft», sagt Simon Graf, Vorsteher der bernischen Volksschule. Das neue Infomaterial solle den Schulen helfen, Vorfälle aufzuarbeiten. «Die Schule kann aber nicht alle Probleme lösen, sondern muss ein klares Signal aussenden.»
Schüler musste wegen Übergriffen Schulhaus wechseln
Zurück zu den Angriffen auf jüdische Schülerinnen und Schüler. Sein Sohn habe in den vergangenen Monaten mehrfach Hakenkreuze zugeschickt bekommen, sagt der Vater. «Das ist wirklich erschreckend.» Inzwischen hat der Schüler die Schule gewechselt. Aber auch an der neuen Schule gebe es Übergriffe.
«Ein Schüler hat den Hitlergruss gezeigt», erzählt der Vater. Ein anderer habe einen Pullover getragen, auf dem das Staatsgebiet Israels mit einer Palästinaflagge überzeichnet war. Die Vorfälle belasteten seinen Sohn sehr.
Der Vater begrüsst zwar die Präventionskampagne gegen Hass der Kantonspolizei. Aber: Die Schulleitungen müssten genauer hinschauen – und auch bei den Schulleitungen müsse man genauer hinschauen. «Antisemitismus ist auch dort ein Thema – manche Lehrpersonen verstecken sich bei antisemitischen Vorfällen hinter Anti-Israel-Kritik.»