«Wir schreiten vom Wort zur Tat», teilt die Stadt Genf stolz mit: Um die Sichtbarkeit der Frauen im öffentlichen Raum zu erhöhen, «feminisiert» sie die Hälfte seiner 500 Verkehrsschilder an Fussgängerstreifen. Eine Premiere in der Schweiz.
«Das Ganze mag nebensächlich erscheinen», sagt die Genfer Stadtpräsidentin Sandrine Salerno zum Projekt. «Es ist aber mehr als eine Spielerei.»
Von Männern für Männer war gestern
Historisch betrachtet sei der öffentliche Raum von Männern für Männer erdacht worden. Unter dem Vorwand der Neutralität sei auch das Strassenbild vornehmlich männlich geprägt, erklärt Salerno: «Diese Omnipräsenz verstärkt den Eindruck, dass einige – insbesondere Frauen, aber auch Minderheiten – weniger dazugehören als andere.» Jeder und jede solle das Gefühl haben, im öffentlichen Raum willkommen zu sein.
Wir arbeiten seit 13 Jahren für Gleichstellung von Mann und Frau – jetzt auch im öffentlichen Raum.
In Genf wechselt das Stapi-Amt jedes Jahr. Sie wolle in ihrem Präsidialjahr Akzente für die Frauen setzen, sagte die SP-Politikerin im Westschweizer Fernsehen (RTS): «Wir arbeiten seit 13 Jahren für Gleichstellung von Mann und Frau – jetzt auch im öffentlichen Raum. Wir wollten die Schilder ändern, an denen wir jeden Tag vorbeigehen.»
Die Gleichberechtigung schreitet also auch dort voran, wo alle Halt machen müssen, egal ob Fussgänger oder Autofahrer. Mit der Massnahme reiht sich Genf in eine illustre Reihe an Städten von Wien über Hamburg bis Taipeh ein, die «Ampelfrauen» und auch Pärchen öffentlichen Raum geben.
Eine ähnliche Aktion wie in Genf gab es im Juni in Zürich – allerdings zeitlich befristet. Dort wurden anlässlich der 25. Pride die Strassennamen ausgetauscht und Zebrastreifen in Regenbogenfarben übermalt.