- Moderne Häuser verbrauchen viel weniger Energie als alte – so das Versprechen.
- Doch es zeigt sich, dass Minergie-Mehrfamilienhäuser viel mehr Energie brauchen als erwartet.
- Nun wird über Massnahmen diskutiert, um die Missstände zu beheben.
Minergie-Siedlungen wie die Überbauung Brunnenhof in Zürich oder Burgunder in Bern gelten als ökologische Vorzeigeprojekte. Doch die beiden Mehrfamilienhäuser mit Minergie-P- oder P-Eco-Zertifikaten brauchen im Winter doppelt bis dreimal so viel Heizenergie wie geplant. Das zeigen Untersuchungen von Ingenieurbüros.
Suche nach Lösungen
Zieht man andere Minergie-Wohnsiedlungen in die Betrachtung mit ein, klaffen Zielwerte und Realität nicht mehr ganz so extrem auseinander. Aber im Durchschnitt bleibt der Energieverbrauch fast anderthalbmal so hoch, wie vorgesehen. Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie zeigt sich ernüchtert: «Das ist sehr eindrücklich.»
Die Zahlen der vorliegenden Studien zeigten, dass es tatsächlich ein Problem gebe, so Zünd. Das BFE werde nun mit allen relevanten Stellen zusammensitzen und nach Lösungen suchen.
Auch bei den Ingenieuren und Architekten ist das Problem erkannt. Es geht um Komfort-Lüftungen, die nicht richtig eingestellt sind, um Sonnenstoren, die zur falschen Zeit unten oder oben sind und um Fenster, die in den Mietwohnungen auch im Winter offen stehen.
Kontrollen auch während des Betriebs?
«Da muss etwas gehen», sagt der Vizepräsident des Ingenieur- und Architektenvereins, Adrian Altenburger. Man müsse wohl mittels Vorschriften etwas Druck aufsetzen. «Dann geht meistens viel», zeigt er sich zuversichtlich.
Altenburger empfiehlt regelmässige, obligatorische Kontrollen der Minergie-Bauten auch nachdem sie in Betrieb genommen wurden. Doch allein damit dürften die Probleme noch nicht gelöst sein. Es wäre aber ein erster Schritt, damit wenigstens künftig erstellte Häuser so energiesparend werden, wie versprochen.