Im Zuge der Corona-Krise wollte sich das Universitätsspital Basel mit sogenannten FFP-2-Schutzmasken eindecken. «Diese wurden in grossen Stückzahlen eingekauft – für viel Geld, weil Not am Mann war», sagt Professor Andreas Widmer, stellvertretender Chefarzt und Leiter der Abteilung für Spitalhygiene. «Erst als wir die Masken hatten, haben wir dann gesehen, dass die Masken die Hälfte des Gesichts nicht bedecken und jemand einfach einen Stempel darauf gemacht hat, dass es sich um FFP-2- Masken handle.»
Masken hatten Zertifikat
Masken – analog zu Desinfektionsmitteln – müssen gewisse Anforderungen erfüllen. Diese sind in der Europäischen Norm 149 festgehalten. Die Masken, die für das Universitätsspital Basel bestimmt waren, hatten ein entsprechendes Label, ein sogenanntes Zertifikat. «Doch ein Teil des Zertifikats war geschwärzt», sagt Widmer, «das heisst man konnte es nicht mehr lesen.»
Wir müssen 1000 davon vermutlich wegschmeissen und einen Ersatz bieten. Wir sind da wirklich einem Schwindler aufgesessen.
Das Universitätsspital Basel testete darauf die Masken im Labor Spiez. Dort kam dann die Fälschung ans Licht: Die Masken entsprachen nicht den gültigen Normen für FFP-2- Masken.
Bündner Firma will sich «stark gegen Covid-19» machen
Eine andere Firma, die Bündner Pegasus Development AG in Chur, wirbt aktiv mit einem Desinfektionsmittel namens Nuevo ohne Ethanol auf der Basis von pflanzlichen Tensiden – unter anderem mit Desinfektionsmitteln für die Hände unter der Bezeichnung «High Performance Hand Rub Liquid oder Foam».
Zentrum für Infektionsprävention: fragwürdiges Produkt
Für Andreas Widmer, gleichzeitig Präsident des nationalen Zentrums für Infektionsprävention SWISSNOSO, bezweifelt das. Es sei nicht so, dass pflanzliche Tenside allgemein gängige Desinfektionsmittel ersetzen könnten. «Wir brauchen auch Öle, beispielsweise Teebaumöl, selbst Rosmarin und Thymian haben antimikrobielle Wirksamkeit. Zum Teil auch gegen Viren. Das ist aber selektiv. Allgemein aber könne man das so nicht vertreten. «Ein Desinfektionsmittel muss extrem rasch eine hohe Keimmenge reduzieren können.»
Pegasus Development widerspricht dieser Darstellung. Das Produkt sei in Irland registriert. In der irischen Biozid-Datenbank ist denn auch ein Nuevo-Konzentrat gelistet. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) dürfe dieses allerdings nicht für die Handdesinfektion verwendet werden, sondern ausschliesslich als Reinigungs- und Desinfektionsmittel unter anderem beispielsweise für Tierstallungen, als Algen-Entferner in Swimmingpools oder in Küchen.
Für die Anwendung auf der menschlichen Haut ist es verboten. Dennoch sind Handdesinfektionsmittel der Marke Nuevo auf auf dem Markt. Gemäss deutscher Biodzid-Datenbank (BAUA) dürfen Produkte für die menschliche Hygiene seit Sommer 2017 in Deutschland nicht mehr verwendet werden. In Grossbritannien wurden entsprechende Produkte 2018 zurückgerufen, weil sie für die menschliche Hygiene nicht zugelassen sind.
Man arbeite daran, eine europäische Zulassung zu erlangen, schreibt Pegasus Development auf Anfrage von SRF News. Doch ob das Pegasus-Produkt dann tatsächlich ein hilfreiches Mittel gegen Covid-19 wird, bleibt fraglich.
Auf Anfrage schreibt Siobhán Dowling vom für Covid-19 zuständigen Department of Agriculture, Food and the Marine (DAFM) in Dublin: «Es gibt derzeit keine Hinweise, dass das Produkt wirksam gegen Covid-19 ist».
Konsumenten und Konsumentinnen können verdächtige Produkte entweder der zuständigen kantonalen Behörde (www.chemsuisse.ch) oder den Bundesbehörden über marktkontrolle@bag.admin.ch melden. Die Meldung sollte den Kaufort und Fotos der Vorder- und Rückseite des Produkts beinhalten.