Im Schweizer Wohnalltag ist vieles geregelt. Ob geschrieben mittels Hausordnung oder ungeschrieben, weil es immer so war. Altpapier muss gebündelt kurz vor der Sammlung an die Strasse gestellt werden. Duschen nach 22 Uhr stört die Nachtruhe und ist nicht erlaubt. Die Wäsche darf sonntags nicht draussen aufgehängt werden. Herr und Frau Schweizer sind daran gewöhnt. Menschen, die neu im Land wohnen, kennen viele der Regeln aber nicht. Im Aargau vermittelt die Caritas deshalb Wohnkompetenzen an Geflüchtete.
Zu Besuch in einer Wohnung in Suhr. Letzten Sommer ist der Syrer Abdulkarim Issa mit seiner sechsköpfigen Familie in Schweiz gekommen, über ein Resettlement-Programm der UNO. Vor kurzem bezogen sie ihrer erste eigene Wohnung. Auf dem Sofa sitzt Stephan Frei von der Caritas und erklärt mittels einer Übersetzerin, auf was beim Wohnen geachtet werden soll.
Abfall trennen und Waschmaschine teilen
«Ein ganz wichtiges Thema ist das korrekte Entsorgen: Recycling von Abfall.» Frei erklärt, dass sich mittels Abfalltrennung viel Geld sparen lässt. Und der Berater für Wohnkompetenz zeigt, wie sich Familie Issa viel Ärger ersparen kann – etwa in der Waschküche. Ein Streitpunkt, der in anderen Ländern nicht existiert. Das Teilen der Waschmaschine in einem Mehrfamilienhaus ist im Ausland oft nicht üblich. «Man kann nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit die Wäsche machen. Das ist Neuland für viele Leute», so Stephan Frei.
Frei ist bei der Caritas Aargau für das Projekt «Wohnstart» verantwortlich. Künftig sollen Freiwillige mithelfen. Diese werden geflüchtete Personen vier oder fünfmal in ihrer ersten Wohnung besuchen und Tipps zum guten Zusammenleben geben.
Recht zu wissen, wie man sich zu verhalten hat
Hinweise gibt es zu den Gepflogenheiten in der Waschküche oder auch zum Putzen. In der Wohnung von Familie Issa in Suhr ist ein Boden aus Laminat verlegt. Ihr Haus in Syrien hatte einen Steinboden, erklärt der Familienvater. Boden und Wände spritze man ein paar Mal im Jahr mit dem Wasserschlauch ab. «Wenn Sie das hier machen, gibt es grosse Probleme. Dann geht das Wasser durch den Boden und dann kommt die Familie von unten, weil es tropft», meint Stephan Frei lachend.
Abdulkarim Issa schätzt das Angebot der Aargauer Caritas. Er wolle sich mit seiner Familie integrieren, die Sprache lernen und die hiesigen Regeln beachten. Denn Regeln seien wichtig. Die Leute in interkulturelle Fettnäpfchen treten zu lassen wäre bei der Integration auch nicht hilfreich, meint Stephan Frei. «Sie haben das Recht darauf, zu wissen, wie sie sich zu verhalten haben und was gut ankommt.»