Es geht laut zu und her. Hitzig. Beim jährlichen Politbattle in der Stadt Luzern ist der Name Programm. Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker diskutieren über aktuelle Themen und geben sich dabei mächtig Tee. Seit zehn Jahren organisieren die Jungfreisinnigen der Stadt Luzern diese Politbattles. Sie sind bei Jungpolitikern und Zuschauerinnen beliebt. Zum aktuellen Jubiläum stellen sich die Präsidentinnen und Präsidenten aller Schweizer Jungparteien dem Battle – der Schlacht.
Diskutieren wie am Stammtisch
Grölen, lärmen, einander ins Wort fallen. Bringt ein solcher Diskurs etwas? Ist dies die richtige Art und Weise, jungen Menschen die Politik schmackhaft zu machen? «Klar», findet Kim Rast, Präsidentin der Jungfreisinnigen des Kantons Luzern. Der Battle sei eine Plattform für einen gemeinsamen Austausch und um miteinander über die verschiedenen Meinungen zu reden. «Ich finde cool, dass es so abläuft. Dass man sich nicht immer an die Regeln halten und sich nicht formell ausdrücken muss.»
Es ist cool, mit Jungen zu diskutieren, als wäre man an einem Stammtisch.
Gleicher Meinung ist Jonas Ineichen, Luzerner Juso-Präsident. Es sei ja nicht immer so, dass man sich dauernd ins Wort falle. Es tue gut, sich auszutauschen. «Man kann sich nur dann eine differenzierte Meinung bilden, wenn man seine eigene Meinung mit einer anderen konfrontiert. Dann gibt es auch keine Polarisierung, und man verschliesst sich anderen Ansichten nicht.»
Das Engagement von Jonas Ineichen und Kim Rast in der Politik ist nicht selbstverständlich. Junge Menschen interessieren sich häufig nicht für Politik. Robert Rosenow von easyvote sagt: «Die Jugendlichen haben wenig Beziehungen zu Politikern. Diese sind ja auch alle viel älter als sie selber. Häufig haben die jungen Leute nicht das Gefühl, dass die Politikerinnen und Politiker die gleichen Interessen haben wie sie.»
Easyvote ist ein Programm des Dachverbandes Schweizer Jugendparlamente. Ziel ist es, der jungen Bevölkerung Politik einfach, verständlich und neutral zu erklären. Ein solcher Politbattle wie in Luzern mit Jungparteien sei deshalb toll, sagt Robert Rosenow weiter. Es sei eine gute Art und Weise aufzuzeigen, wie Politik funktioniert.
Politikverdrossenheit der Jugendlichen?
«Viele Jugendliche haben oft den Eindruck, dass sie bei Abstimmungen eh keinen Einfluss hätten», so Rosenow. Ein solcher Battle zeige auch schön auf, dass Konsens Zeit brauche.
Kim Rast, Luzerner Präsidentin der Jungfreisinnigen, gibt zu: Bei Politik denke man nicht automatisch daran, dass dies auch Freude bereiten könne. «Man denkt wohl eher an ältere Damen und Herren, welche über aktuelle Themen diskutieren und irgendwelche Texte runterlesen. So ist es aber nicht. Politik kann auch ein Hobby sein, das Spass macht.» Es sei die Möglichkeit, sich für ein Thema einzusetzen, das einen interessiert.
Beim letztjährigen Politmonitoring von easyvote zeigte sich deutlich: Die Jugendlichen politisieren sich über die Familie, durchs Umfeld und durch die Schule. Doch genau da hapert es häufig, findet Jonas Ineichen, Luzerner Juso-Präsident. «Gerade, wenn man in einer Familie aufwächst, welche nicht extrem politisch interessiert ist, fehlt der Anreiz. Und die politische Bildung in der Schule ist ziemlich ausbaufähig.» Gerade der Klimastreik zeige auch, dass sich Junge mobilisieren können, sagt Ineichen und weibelt deshalb auch gleich für das Stimmrechtsalter 16. Ganz Jungpolitiker halt.