- Sechseinhalb Jahre nach dem tödlichen Unfall im Hafen von La Neuveville (BE) hat in Moutier der Prozess begonnen.
- Acht Personen stehen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen fahrlässige Tötung vor.
- Beim Unfall kamen zwei Frauen und ein Hund ums Leben.
15. Mai 2017: Im Hafen von La Neuveville am Bielersee berührt ein Hund einen Zaun und fällt darauf leblos ins Wasser. Seine Besitzerin, eine 24-jährige Militärhundeführerin, will ihn herausziehen und erleidet dabei einen Stromschlag. Eine 53-jährige niederländische Touristin, die den Vorfall beobachtet hat, springt in den See, um ihr zu helfen. Beide Frauen und die Hündin werden durch den Stromschlag getötet.
Heute, sechseinhalb Jahre später, beginnt der Prozess. «Dass man in diesem Land so lange warten muss, bis man eine Antwort über den Tod der eigenen Tochter bekommt, finde ich schwierig», sagte der Vater der verstorbenen 24-Jährigen gegenüber SRF-Jura-Korrespondent Rolf Dietrich vor dem Prozessauftakt. «Für meine Verarbeitung ist es wichtig, dass ich weiss, was passiert ist und wer schuldig ist.»
Laut Staatsanwaltschaft hatte es ein Leck an der Stromversorgung gegeben – verursacht durch ein defektes Kabel an der Hafenabsperrung. Der Strom sei dann über einen Steg in den See geleitet worden. Der Schutzschalter habe nicht funktioniert. Die elektrischen Anlagen des Hafens werden von der Gemeinde betrieben.
Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren
Acht Personen stehen vor Gericht. Allen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, drei von ihnen auch die Verletzung von Bauvorschriften. Bei den Beschuldigten handelt es sich um Elektriker und Elektroinstallateure.
Zum einen geht es um die Personen, die den betroffenen Abschnitt der elektrischen Anlage installiert hatten. Zum anderen sind ehemalige Mitarbeitende der Gemeinde betroffen. Sie sollen das Sicherheitssystem der Anlage verändert haben, ohne vorgängig alle notwendigen Massnahmen zu treffen.
Ich muss wissen, was passiert ist und wer schuldig ist.
Den Angeklagten drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren. Das Urteil wird am 6. Dezember verkündet.
Der Vater des 24-jährigen Opfers sagte gegenüber SRF: «Die Leute, die diese schlechte Arbeit verrichtet haben, müssen bestraft werden. Aber ob damit eine Gerechtigkeit erreicht ist – das weiss ich nicht.» Bis heute besucht er die Unfallstelle regelmässig: «Hier fühle ich mich ihr nahe.»