Das Ereignis liegt bereits zehn Jahre zurück. Brian, der unter dem Pseudonym Carlos bekannt wurde, sass damals in der Jugendabteilung des Gefängnisses Limmattal, weil er zuvor einen Jugendlichen mit einem Messer angegriffen hatte. Nach einem Suizidversuch im Gefängnis wurde er in die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich eingewiesen. Dort wurde der damals fast 16-Jährige während 13 Tagen an sein Bett gebunden.
Das sei Misshandlung, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Sie klagte die drei verantwortlichen Psychiater wegen Freiheitsberaubung, beziehungsweise Gehilfenschaft zur Freiheitsberaubung an. Die Vorinstanz, das Bezirksgericht Zürich, hatte die drei Psychiater im August letzten Jahres freigesprochen. Darauf zog die Staatsanwaltschaft das Urteil weiter. Am Donnerstag befasst sich deshalb das Obergericht mit diesem Fall.
Von Brian sei eine Gefahr ausgegangen
Jener Psychiater, der damals für die Behandlung von Brian zuständig war, verteidigte am Donnerstagmorgen das Vorgehen vor Gericht. Brian sei damals sehr aggressiv aufgetreten. Von ihm sei eine grosse Gefahr ausgegangen – für das Personal und für sich selbst. Brian habe ihn einmal sogar angespuckt, sagte der zuständige Arzt im Gerichtssaal.
Die sogenannte Sieben-Punkt-Fixierung sei deshalb angemessen gewesen. Eine Alternative habe es nicht gegeben. Der Klinikdirektor und der direkte Vorgesetzte des Arztes stützten diese Aussagen. Dieser sagte, dass auch er es nicht geschafft habe, zu Brian vorzudringen. Und dies sei ihm mit 40 Jahren Praxiserfahrung noch nie passiert. Brian sei ein schwieriger Fall gewesen.
Von mehreren Polizisten bewacht
In früheren Prozessen war Brian häufig nicht im Gerichtssaal anwesend. Das war heute anders. Bewacht von einem halben Dutzend Sicherheitskräften hörte Brian den Plädoyers zu. Er verhielt sich ruhig. Vor dem Richter sagte er, dass es keinen Grund gegeben habe, ihn am Bett zu fixieren. «Ich habe niemanden bedroht, ich war nicht gewalttätig.»
Auch sein Anwalt erachtet die Massnahme als unverhältnismässig. Aus den Gesetzen und Richtlinien ergebe sich, dass eine Fixation nur Stunden dauern sollte. Je länger die Massnahme dauerte, desto intensiver hätten zumindest Lockerungen ins Auge gefasst werden müssen, führte er aus. Wann die Richter ein Urteil sprechen, ist noch nicht klar.