- Die Gegend, wo in der Schweiz ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle gebaut werden könnte, ist eingegrenzt.
- Um definitive Standorte wählen zu können, hat die Nagra heute in der Region Nördlich Lägern mit Bohrungsarbeiten begonnen.
- Bis 2022 sollen die Standorte festgelegt sein.
Um das Bild des geologischen Untergrundes zu ergänzen, hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) eine erste Serie von Tiefenbohrungen in Angriff genommen. In Bülach im Zürcher Unterland haben am Montag die Bohrer ihre Arbeit aufgenommen.
Erste Messungen hatten in der Vergangenheit gezeigt: In den Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost ist ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle grundsätzlich möglich. Nun soll aber an diesen Standorten noch genau geprüft werden, wie das Gestein in der Tiefe beschaffen ist.
Beschaffenheit des Opalinustons
Untersucht werden sollen dabei unter anderem die Mächtigkeit, die Durchlässigkeit und die Zusammensetzung des stabilen Wirtgesteins Opalinuston, in welchem das Tiefenlager gebaut werden soll. Von Interesse sind dabei gemäss Nagra auch die Eigenschaften des Gesteins unter- und oberhalb des Opalinustons.
Je nach Region liegt der Opalinuston laut Nagra in 500 bis 900 Meter Tiefe.
Neben dem in der Grafik zu sehenden Hauptlager beinhaltet ein geologisches Tiefenlager zudem ein Felslabor und ein Pilotlager. Dabei wird das Felslabor zuerst eingerichtet. In ihm wird geprüft, ob das Gestein geeignet ist. Wenn ja, wird das Pilotlabor installiert. In ihm werden zur Probe Abfälle gelagert und über einen längeren Zeitraum überwacht. Fällt das Fazit danach positiv aus, beginnt die Einlagerung der radioaktiven Abfälle im Hauptlager.
Dieses befindet sich in einer Tiefe von mehreren hundert Metern. Das Gestein ist eine natürliche Barriere, die radioaktive Stoffe einschliesst und zurückhält.
Der Weg eines Brennelements
In einem solchen Lager für hochaktive Abfälle (HAA) werden Abfälle, die stark strahlen, gelagert. Es handelt sich zum einen um Spalt- und Aktivierungsprodukte aus verbrauchten Brennelementen, die bei deren Wiederaufarbeitung abgetrennt und mit Glas verschmolzen werden. Zum anderen werden auch verbrauchte Brennelemente, die nicht wiederaufgearbeitet werden, dort gelagert.
Bevor die Brennelemente mit dem Zug dort hingebracht werden, haben sie jedoch schon einen langen Weg hinter sich. Rund vier bis sieben Jahre sind sie im Reaktor eines Atomkraftwerks im Einsatz. Danach werden die gebrauchten Brennelemente fünf bis zehn Jahre in einem Abklingbecken vor Ort gelagert. Für die nächsten vier Jahrzehnte geht es dann ins Zwischenlager. In der Schweiz ist dies das Zwilag in Würenlingen.
Im geologischen Tiefenlager müssen die hochaktiven Abfälle für mindestens 200'000 Jahre sicher verwahrt werden. Erst dann hat die Radioaktivität des verbrauchten Uranbrennstoffs so weit abgenommen, dass die Radiotoxizität der von in der Natur vorkommendem Urans gleicht.