Man sieht es nicht, man riecht es nicht, und es ist gefährlich: Radon. Das radioaktive Edelgas steigt tief aus dem Fels an die Oberfläche. Dort kann es in schlecht isolierten Gebäuden landen. Einmal drin, sammelt sich das Gas in den Räumen an – und kann zum Problem werden.
Denn Radon kann Krebs auslösen. Nach dem Rauchen gilt das Edelgas als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs, laut dem Bundesamt für Gesundheit verursacht es etwa 300 Tote im Jahr. Gerade Kinder und Jugendliche reagieren besonders sensibel darauf. Umso heikler ist es, wenn sich Radon in Kindergärten oder Schulzimmern ansammelt.
Rund 60 Schulgebäude betroffen
Messungen zeigen nun: Im Kanton Graubünden weisen rund 60 Schulgebäude und Kindergärten eine zu hohe Radon-Belastung auf. In 19 Fällen ist die Belastung so hoch, dass die entsprechenden Gebäude innerhalb von drei Jahren saniert werden müssen. So sieht es die neue Strahlenschutzverordnung vor.
Uns ist bewusst, dass es bauliche Massnahmen braucht.
Seit 2018 liegt der Grenzwert für die Radon-Strahlung bei 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft – deutlich tiefer als zuvor. Halten sich Personen mehr als 15 Stunden pro Woche in einem Raum auf, in dem der Grenzwert überschritten wird, muss saniert werden. Seit drei Jahren sind die Kantone auch verpflichtet, in allen Schulhäusern und Kindergärten Radon-Messungen vornehmen zu lassen. Die Zeitschrift «Saldo» hatte im Frühling erste Messwerte aus der ganzen Schweiz publik gemacht.
Gestützt auf das Öffentlichkeitsprinzip publiziert das SRF Regionaljournal Graubünden jetzt weitere Informationen. Beim Bundesamt für Gesundheit hat es sämtliche Messdaten ab 2018 bis September 2021 für den Kanton Graubünden verlangt. Laut dem Kanton haben bereits 96 Prozent der Gemeinden die erforderlichen Messungen durchgeführt.
Besonders betroffen sind etwa die Kindergärten in Zillis oder Savognin, einzelne Schulzimmer und Turnhallen wie in Trun oder Chur oder ganze Schulhäuser wie in Rabius, wo der Grenzwert teilweise um das Fünffache überschritten wird. «Im ersten Moment bin ich erschrocken und ich habe mich gefragt, was wir machen können», sagt Armin Candinas, Präsident der Gemeinde Sumvitg, zu der auch Rabius gehört.
Regelmässiges Lüften hilft
Die Rechtslage ist klar: Die besonders betroffenen Gebäude müssen in den nächsten drei Jahren saniert werden. So könnte etwa der Keller besser abgedichtet, eine Lüftung eingebaut oder das radioaktive Edelgas abgesaugt werden. Andere Gebäude und Zimmer, die nicht so häufig genutzt werden oder bei denen der Grenzwert nicht so stark überschritten wird, haben etwas länger Zeit für Massnahmen. Für das Schulhaus Herold in Chur beträgt die Frist zehn Jahre, für die Schulbibliothek in St. Moritz 30 Jahre.
Besonders betroffene Gemeinden wie Sumvitg oder Bergün Filisur haben Sofortmassnahmen getroffen. «Wir haben den Hauswart und die Lehrpersonen angehalten, in den betroffenen Räumen regelmässiger zu lüften», sagt Luzi Schutz, Gemeindepräsident von Bergün Filisur. «Uns ist aber auch bewusst, dass es bauliche Massnahmen braucht.» Bis Ende nächstes Jahr soll das Dringendste erledigt sein.
Eine Umfrage in den betroffenen Gemeinden zeigt: Sie sind verunsichert. Man hofft deshalb auf Tipps vom Kanton. Leider habe man seit der Einreichung der Messdaten im Frühling nichts mehr gehört, sagt Luzi Schutz.
Falls Sie wissen möchten, welche Bündner Schulgebäude wie stark mit Radon belastet sind, finden Sie unten die Rohdaten und eine entsprechende Leseanweisung. Die Rohdaten stammen aus einer Excel-Tabelle. Für eine bessere Lesbarkeit wurden bestimmte Spalten ausgeblendet.