Wildschweine werden in der Südbündner Landschaft immer mehr zur Plage. Sie landen deshalb häufig auf dem Teller, zumindest jene, welche die Jägerinnen und Jäger erwischen. Vierzig Prozent der Wildschweine in Südbünden sind allerdings radioaktiv verseucht.
Das zeigten Messungen, die erstmals an erlegten Wildschweinen durchgeführt wurden. Bei sieben von 18 Tieren wurde der Grenzwert überschritten. Der Grund dafür sind die Pilze, welche die Wildschweine fressen. Sie sind als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in den 80er Jahren kontaminiert.
Hohe Cäsium-Werte
Das Wildschweinfleisch wird deshalb für den Handel neu auch im Kanton Graubünden auf Cäsium 137 getestet. Was bisher kaum bekannt ist: Jägerinnen und Jäger, welche das Wildschweinfleisch selber essen, müssen die Wildschweine nicht testen lassen. Sie gehen dabei ein gesundheitliches Risiko ein.
Bis jetzt kommunizierte der Kanton Graubünden, dass kontaminierte Wildschweine rigoros entsorgt werden. Am Mittwoch sagte Regierungsrat Marcus Caduff im Kantonsparlament allerdings, dass es eine Hintertüre gebe: Wer das gejagte Wildschwein selber isst, kann die Kontrolle umgehen.
Wer das gejagte Wildschwein selber isst, kann die Kontrolle umgehen.
Philipp Steinmann von der Abteilung Strahlenschutz beim Bundesamt für Gesundheit mahnt zur Vorsicht beim Eigengebrauch von Wildschweinfleisch. Der Grenzwert der Strahlenbelastung werde relativ schnell erreicht.
Bei 20 bis 30 Kilogramm Wildschweinfleisch pro Jahr kann es kritisch werden.
Wer jährlich 20 bis 30 Kilogramm verstrahltes Wildschweinfleisch isst, konsumiert rund einen Sechstel der empfohlenen maximalen Strahlenbelastung pro Jahr. «Wer gleichzeitig viel fliegt oder medizinische Untersuche, wie eine Computertomographie (CT) machen muss, kann sich übermässig belasten», sagt Philipp Steinmann.
Eigenverantwortung statt Regulierung
Der Kanton Graubünden verzichtet auch künftig bewusst darauf, die private Nutzung von Wildschweinfleisch zu regulieren. Die Behörden setzen auf die Eigenverantwortung der Jägerinnen und Jäger.
Im Kanton Graubünden gibt es praktisch ausschliesslich in Südbünden Wildschweine. Dass ihr Fleisch verseucht ist, wurde zuerst im benachbarten Italien festgestellt. Dort gibt es seit sieben Jahren systematische Untersuchungen.