Das Wichtigste in Kürze
- Im IT-Rating von «Brot für alle» und «Fastenopfer» wurden die zehn Smartphone- und Laptop-Hersteller mit dem grössten Marktanteil in der Schweiz beurteilt.
- Die Hilfswerke sind enttäuscht, wie wenig sich die Hersteller seit dem letzten Rating verbessert haben.
- Besonders schlecht fielen die Resultate im Bereich Arbeitsrecht aus. Bei Rohstoffen aus Konfliktregionen und dem Umweltschutz gab es einzelne Lichtblicke.
- Am besten schnitten im Rating Apple, Dell und HP ab. Am schlechtesten Asus, HTC und Huawei als Schlusslicht.
Wie verantwortungsbewusst verhalten sich die grossen Smartphone- und Laptop-Hersteller in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Rohstoffen aus Konfliktgebieten und Umweltschutz? Das halten die Hilfswerke «Brot für alle» und «Fastenopfer» seit zehn Jahren in einem IT-Marken-Rating fest. Sie berücksichtigen dafür die öffentlich zugänglichen Informationen der Hersteller sowie deren Stellungnahmen.
Gewinn vor Arbeitsrechten
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Zwar liessen sich in der dritten Ausgabe insgesamt leichte Fortschritte erkennen, stellen die Hilfswerke fest. Dennoch fällt das Fazit von Karin Mader von «Brot für alle» ernüchternd aus: «Unter dem Strich stellen wir fest, dass der Gewinn immer noch vor dem Respekt vor Arbeits- und Menschenrechten steht.» Am oberen Ende der Skala hätten die Fortschritte stagniert. Und gewisse Firmen würden den angesprochenen Themen offenbar keine Wichtigkeit beimessen, heisst es im Bericht zum Rating.
Besonders negativ fallen die Bewertungen im Bereich Arbeitsrecht aus. Löhne, die nicht zum Überleben reichen, unbezahlte Überstunden und Arbeiterinnen, die sich an den Fliessbändern mit Leim und Lösungsmittel vergiften, nennt Karin Mader als Beispiele für die schlechten Arbeitsbedingungen: «Eine weitere erschütternde Erkenntnis ist, dass die Markenfirmen die Verantwortung für diese Missstände nach wie vor auf ihre Zulieferer abschaufeln.»
Auch bei den bisherigen Vorreitern Apple und HP hält das Rating Rückschritte fest: «Apple hat sich aus der Zusammenarbeit mit Menschenrechts- und Arbeiterorganisationen zurückgezogen», sagt Karin Mader von «Brot für alle». HP habe sich von seinem Anspruch verabschiedet, menschenwürdige Löhne zu zahlen oder Gewerkschaftsfreiheit zu garantieren.
Gesetze statt freiwilligen Branchenstandards
Bei den grossen Smartphone- und Laptop-Herstellern stellen die Hilfswerke eine Tendenz fest, sich hinter freiwilligen Branchenstandards zu verstecken. Diese seien jedoch unverbindlich. Wirksam seien letztlich nur Gesetze. Das zeige sich im Bereich Konfliktrohstoffe. Inzwischen würden fast alle Firmen ihre Lieferketten offenlegen und vorwiegend mit zertifizierten Schmelzereien zusammenarbeiten.
Den Grund dafür sieht Karin Mader in Gesetzen, die börsenkotierte Unternehmen in den USA und seit 2016 auch in der EU verpflichten, hier transparent zu sein. Die schlechtesten Firmen im Rating – HTC, Asus und Huawei – schneiden jedoch auch bei den Rohstoffen aus Konfliktregionen ungenügend ab.
Die zehn beurteilten Firmen konnten zum Rating Stellung nehmen. Zusammenfassend sagt Karin Mader dazu: «Die meisten Hersteller versuchten, uns zu überzeugen, dass wir vielleicht die falschen Informationen gehabt oder mit ungenauen Kriterien gearbeitet hätten.» Es habe aber auch andere Reaktionen gegeben. Samsung habe das direkte Gespräch gesucht und Asus habe im Hinblick aufs nächste Rating mitgeteilt, was man inzwischen verbessert habe. Solche Reaktionen stimmen die Hilfswerke doch etwas zuversichtlicher: «Wenn man in dieser Art Druck erzeugt, kann man Verbesserungen erwirken», stellt Karin Mader fest.