«Wengen ist ein schönes Dörfchen, aber schickimicki sind wir nicht», sagt ein Einheimischer, nachdem die Bevölkerung über das neuste Luxusprojekt in Wengen informiert wurde.
Wie Radio SRF Anfang Woche bekannt machte, wollen Schweizer Investoren in Wengen über 80 Millionen Franken in das «W5 Luxury Suite Hotel» investieren . Sieben Wohnhäuser mit 40 luxuriös ausgestatteten Appartements und insgesamt 220 Betten sind geplant.
Es zeigt sich: Viele Einheimische sind skeptisch. «Wir haben genug Leute hier und müssen kein zweites St. Moritz werden», sagt etwa eine Frau. Und eine Angestellte der Männlichen-Bahn erklärt: «Manchmal laufen wir wegen der vielen Leute auf dem Zahnfleisch, noch bevor die Saison richtig begonnen hat.»
Reiche Gäste mit Understatement unterwegs
Anderer Meinung ist Beat von Allmen, Inhaber des Sportgeschäfts Molitor an der Dorfstrasse. Er verkauft Artikel im höheren Preissegment. Seinem Geschäft spiele das geplante Luxusresort in die Hände, sagt er: «Es ist absolut nötig, dass in Wengen in die Hotellerie investiert wird.»
Die Befürchtung mancher Einheimischen, Wengen könnte eine Glamour-Destination werden, sieht er als unbegründet. «Wir haben in Wengen bereits heute Gäste mit Einfluss und Geld, aber diese sind mit Understatement unterwegs, man sieht ihnen das Geld nicht an.»
Wir sind und bleiben ein Bergdorf im Berner Oberland.
Ausserdem könne man in Wengen – anders als in St. Moritz oder Gstaad – nicht mit dem Aston Martin vorfahren. «Alle müssen den Zug nehmen», sagt von Allmen und fügt an: «Wir sind und bleiben ein Bergdorf im Berner Oberland.»
Nachhaltiger Luxus gefragt
Ähnlich sieht dies Lorenz Maurer, Area-Manager des jüngst eröffneten Grandhotels Belvedere: «Wer nach Wengen kommt, will mehr als eine Rolex oder einen Porsche. Unsere Gäste suchen vielmehr den nachhaltigen Luxus, etwa die Aussicht ins Lauterbrunnental oder ein Paragliding-Erlebnis.»
Ambivalent gegenüber dem geplanten Luxusresort zeigt sich Judith Graf Engi, Präsidentin des Hoteliervereins Wengen. Sie findet die Investitionssumme von 84 Millionen Franken «fast etwas unheimlich».
Manchmal bricht ein Kartenhaus plötzlich zusammen, dann ist man froh, wenn man nicht mit der grossen Kelle angerührt hat.
«In der Hotellerie, wo man zeitweise jeden Franken umdrehen musste, ist man sich solche Beträge nicht gewohnt», sagt sie und fügt an: «Manchmal bricht ein Kartenhaus plötzlich zusammen, dann ist man froh, wenn man nicht mit der grossen Kelle angerührt hat.» Andererseits könne es sein, dass die Investoren auch in Einrichtungen im Dorf investieren werden – das stimme sie positiv.
Unklar ist, ob das geplante Resort überhaupt gebaut werden kann. Die Baubewilligung steht noch aus. Noch bis zu, 3. Februar liegt das Bauvorhaben öffentlich auf.