Ausgewählte Migros-Filialen in der Zentralschweiz sollten den Anfang machen, irgendwann wollte die Migros den Kunden das Plastiksammeln schweizweit anbieten. An einer Medienkonferenz Mitte Juni kündigte die Migros die Recycling-Pläne gross an. Ein Dienst für die Kunden sei es. Hauptziel: Etwas Gutes für die Umwelt tun.
Nun krebst die Migros zurück. Das Projekt, das am Montag starten sollte, wird zum Recycling-Flop. In einer Mitteilung teilt die Migros mit, den Start in der Zentralschweiz zu verschieben. «Dies soll die Voraussetzungen schaffen, um die Initiative gemeinsam mit den für die Abfallbewirtschaftung zuständigen Zentralschweizer Abfallzweckverbänden zu starten.»
Abfallzweckverbände nicht informiert
Vor zwei Wochen hatte die Migros die Recycling-Pläne gross vor den Medien angekündigt. Nicht informiert darüber waren damals ebendiese Zentralschweizer Abfallzweckverbände. Sie sind in den Gemeinden offiziell für die Abfallbewirtschaftung zuständig.
Die «Tagesschau» konnte heute mit mehreren Zentralschweizer Verbandsvertretern sprechen. Man habe von den Plänen Mitte Juni erst aus den Medien erfahren, heisst es. Gegenüber den Medien nehme aber heute nur die Migros Stellung.
War das Projekt ein Schnellschuss?
Warum wurden die zuständigen Abfallzweckverbände nicht informiert? Die Migros will vor der Kamera keine Fragen beantworten, Antworten gibt es nur schriftlich: «Vor dem geplanten Start der Pilotphase und der öffentlichen Kommunikation hat die Migros alle Kantone und Gemeinden im Wirtschaftsgebiet der Genossenschaft Luzern informiert, in denen sich Testfilialen für das neue Recycling-Angebot befinden. Danach begann der Dialog mit den Abfallzweckverbänden der Zentralschweiz (...)»
Auch ein Werbevideo ist bereits produziert, doch die zuständigen Fachexperten und Recycler der Region wussten von Nichts. War die Ankündigung ein Schnellschuss? «Die Migros hielt das Zeitfenster bewusst klein, damit das Projekt nicht frühzeitig bekannt würde», schreibt die Migros dazu.
Dachorganisation wusste nichts
Auch «Swiss Recycling», die Dachorganisation der Schweizer Recycling-Systeme, wusste nichts von den Migros-Plänen. Gegenüber der «Tagesschau» sagt Geschäftsführer Patrik Geisselhardt: «Uns ist jetzt wichtig, dass wir schweizweit ein gemeinsames System aufbauen, dass wir wegkommen von der Profilierung, hin zu einem gemeinsamen System.»
Die Migros ist vorgeprescht – und muss nun eine Zwangspause einlegen. Wann es nun wirklich losgeht mit dem Recycling, konnte die Migros heute nicht sagen.