Vor nicht einmal zwei Wochen wurde in der Schweiz ein neues Parlament gewählt. Was vor allem im Vorfeld von Wahlen omnipräsent ist: der Dschungel aus Wahlplakaten an jeder Strassenecke, Hausfassade und Bushaltestelle. Grinsende Gesichter mit knackigen Slogans – sie scheinen jetzt nach der Wahl bereits wieder weit weg.
Weil sie überall schon abgeräumt sind. Es sind Unmengen an Plakaten, die nun alle vermeintlich im Abfall landen. Eine Thurgauer Firma hat sich genau dieses Müllbergs angenommen. Denn die gebrauchten Plakate, die auf Holzpfählen in der Wiese am Strassenrand stehen, sind meistens aus sogenannten Hohlkammerplatten aus Polypropylen (PP).
Diese eignen sich gemäss dem Unternehmen «ideal zum Recyceln». Die Firma macht aus dem gebrauchten Plastik neuen Kunststoff. 50 Partner aus der ganzen Schweiz bringen die Wahlplakate nach Eschlikon. Kabelbinder, Klebstreifen oder Schnüre müssen entfernt werden. Dann werden die Kunststoffplatten geschreddert, gewaschen und getrocknet und schliesslich werden die Plastikstücke zu neuem Regranulat.
Die Parteien fragten, ob sie ihre alten Plakate zu uns bringen können.
Das Material sei besonders gut, sagt Patrik Ettlin, Kommunikationsverantwortlicher der InnoRecycling AG: «Es ist rein, nur ganz dünn bedruckt und nur zwei oder drei Monate alt. So kann es einfach wieder in den Prozess einfliessen.» Schliesslich können aus dem Endprodukt aus PP neue Eimer, Flaschen oder weitere Dinge entstehen.
Auf die Idee, die Wahlplakate zu recyceln, sei die Firma auch über die Parteien gekommen, sagt Ettlin: «Es gab erste Inputs der Parteien. Die fragten, ob sie ihre alten Plakate zu uns bringen können.»
Stellt sich die Frage, ob das ökologisch sinnvoll ist, Tausende Plakate durch die ganze Schweiz zu fuhren und den Kunststoff dann mit einem Energie verbrauchenden Ofen einzuschmelzen. Unterem Strich gehe die CO₂-Bilanz auf, sagt Patrik Ettlin von der Kunststoffrecycling-Firma. Wie viele Plakate es am Ende sein werden, dazu wagt das Unternehmen keine Prognose.
Und welche Partei bringt am meisten Plakate zurück? Etwa die Grünen als Umweltschutzpartei? Patrik Ettlin sagt: «Das wäre schön, wenn wir das sagen könnten. Aber es ist schwierig, das zu kontrollieren. Was wesentlich ist: Es kommen viele Plakate.»