Fliegt die Rega bald regelmässig im Wallis oder nicht? Neben dem Wolf ist im Kanton der Streit um die Luftrettung das grosse Thema.
Unterwegs in Zermatt, dem Herzen der Walliser Luftrettung. Die Meinungen auf der Strasse sind gemacht: «Die Rega hat ein genug grosses Einzugsgebiet.» Oder: «Ich sehe nicht ein, dass die jetzt noch hierherkommen müssen».
Die Rega ist in den meisten Regionen der Schweiz für die Luftrettung zuständig und hat Helikopterbasen im ganzen Land. Aber: Das Wallis ist das Revier von Air Zermatt und Air-Glaciers. Nun will die Rega auch dort mitmischen. Letzten Monat hat sie sich offiziell um ein Mandat für die Luftrettung im Kanton beworben. Schon seit letztem Dezember steht zudem ein Rega-Heli in Sitten. Der Grund: eine bessere Verfügbarkeit bei Einsätzen im Berner Oberland und im Kanton Waadt.
«Wallis hat dichteste Abdeckung»
Für die Walliser Luftretter eine Provokation: «Sie wollen sich in ein Gebiet ausdehnen, in dem die Bergrettung entstanden ist und das am dichtesten mit Helikoptern abgedeckt ist», sagt Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident von Air Zermatt und Air-Glaciers der «Rundschau».
Die Rega ist eine Stiftung, getragen von den fast 3,7 Millionen Gönnerinnen und Gönnern. Die Walliser Heli-Firmen sind kommerzielle Unternehmen, sie finanzieren sich mit Transport- und Touristenflügen.
«Go home, Rega!»
In den Berggebieten sind Helikopter der Air Zermatt und Air-Glaciers täglich zu sehen. Vor allem hier gibt es Widerstand. Daniel Luggen, Kurdirektor von Zermatt, schrieb im Magazin von Zermatt Tourismus: «Go home, Rega!»
Für den Kurdirektor ist es ein Kampf «David gegen Goliath». Doch hätte die Rega nicht Platz neben den Walliser Firmen? «Es wäre möglich», sagt Luggen. «Aber es sind Unternehmen, die tief verankert sind. Es geht um Arbeitsplätze. Von dem her wollen wir keine Kompromisse eingehen.»
«Luftrettung kennt keine Kantonsgrenzen»
Was genau die Rega im Wallis vorhat, ist noch unklar. Grundsätzlich wolle die Rega «unterstützen». Rega-Geschäftsführer Ernst Kohler sagte unlängst in einem SRF-Beitrag zum 70-Jahr-Jubiläum: «Es heisst ja Schweizerische Rettungsflugwacht.» Und weiter: «Ganz grundsätzlich bin ich der Auffassung, Luftrettung hört nicht an der Kantonsgrenze auf.»
Gegenüber der «Rundschau» will sich die Rega nicht zum Widerstand im Wallis äussern – weder vor der Kamera noch schriftlich. Grund: Man wolle das Ausschreibungsverfahren nicht beeinflussen.
Entscheid im November
Bekommt die Rega offiziell ein Mandat für die Luftrettung im Wallis? Voraussichtlich im November fällt die Entscheidung. Zuständig: die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO), eine selbstständige öffentlich-rechtliche Anstalt.
Oberaufsicht über sie hat die Walliser Gesundheitsdirektion. Gesundheitsdirektor Mathias Reynard (SP) sagt: «Wir haben jetzt eine gute Qualität, wir haben das gesehen. Wir wollen diese Qualität auch für die Zukunft, aber welche Unternehmen das machen, ist nicht unsere Entscheidung.»