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Vorstoss fordert mehr Forschung an Tierversuchs-Alternativen
Aus HeuteMorgen vom 18.08.2023. Bild: Keystone/Gaetan Bally (Symbolbild)
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Regeln für Tierversuche So will die Politik Alternativen zu Tierversuchen fördern

Ein parlamentarischer Vorstoss will der Forschung zu Alternativen von Tierversuchen unter die Arme greifen.

Am Donnerstag diskutierte die Wissenschaftskommission des Nationalrats WBK-NR darüber, wie sich Tierversuche in der Forschung vermeiden oder für die Versuchstiere verbessern lassen. Die Diskussion fand anderthalb Jahre nach dem deutlichen Nein zur Tier­versuchs­verbots­initiative statt.

Das Anliegen ist in der Kommission zwar unbestritten. Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind sich jedoch uneins darüber, ob Alternativen zu Tierversuchen künftig überhaupt noch zusätzlich gefördert werden müssten.

Vorstoss fordert mehr Ressourcen und Anreize

Dafür ist GLP-Nationalrätin Katja Christ, die den Vorstoss eingereicht hat. Darin fordert sie eine Gesetzesanpassung, mit der die Forschung mehr Ressourcen und Anreize erhalten soll, um Tierversuch-Alternativen voranzutreiben. Die Forschung in diesem Bereich soll mehr Renommee geniessen oder es sollen Vorgaben zu deren Finanzierung abgebaut werden, sagt Christ.

Für sie sei wichtig, «dass man jetzt dranbleibt und die richtigen Eckwerte im Gesetz festhält, die die notwendige Unterstützung bieten, damit wir da nicht auf halbem Wege stehen bleiben». Der Wille sei da, sagt Christ, und die Arbeiten dazu im Gange. Mit ihrem Anliegen kann sie auch Ratsmitglieder von links bis zur Mitte gewinnen.

Tierversuche: Das hat sich in der Forschung getan

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Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie Tierversuche besser und seltener gemacht werden können. In Sachen Forschung nach Alternativen sei tatsächlich einiges passiert, sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern und Vizepräsident des Drei-R-Zentrums.

Statt im Mausversuch zum Beispiel die Funktion des Darms zu untersuchen, können Forschende das inzwischen im Prinzip an Darmmodellen tun. Dies geschieht entweder an Darmzellen in einer 3D-Matrix oder an richtigen kleinen Minidärmen, sogenannten Organoiden. Manches lässt sich sogar tatsächlich im Computermodell simulieren, basierend auf all dem, was man aus Jahrzehnten der Forschung schon über den Darm und seine Zellen weiss.

Doch der Forschungsalltag sieht oft noch anders aus: «Wo wir noch nicht so gut unterwegs sind, ist bei der Implementierung dieser Methoden», sagt Leumann. Teils seien sie noch nicht ausreichend getestet und validiert, teils fehle es an Wissen in der Forschenden-Community. Und das wachse nur durch Workshops und Fortbildungen und mit der Zeit.

Ähnliches gelte auch für Erkenntnisse, wie man Tierversuche für die Tiere und für die Forschung besser macht. Mit bildgebenden Verfahren zum Beispiel, um eine Maus zu untersuchen, statt sie zu sezieren. Oder durch besser designte Experimente, die mehr Erkenntnisgewinn pro Tierversuch bringen. Es sei vieles begonnen worden, sagt Christian Leumann, «aber wir haben nicht genügend Kapazität, um das in dieser Breite und in der geforderten Geschwindigkeit umzusetzen».

Um den Forschungsalltag in Sachen Tierversuche auf breiter Front zu ändern, braucht es laut Leumann tatsächlich mehr und vor allem stetig Geld und die richtigen politischen Rahmenbedingungen.

Bereits das heutige Gesetz verlangt, dass Tierversuche vermieden werden, ihre Anzahl verringert und die Belastung für Versuchstiere gesenkt wird. Diese Anliegen werden auch in den sogenannten Drei-R-Grundsätzen (aus dem Englischen: replace, reduce, refine) festgehalten. Der Vorstoss will nun die Forschung an diesen Grundsätzen ausbauen.

Bürgerliche stehen Anliegen skeptisch gegenüber

Skeptisch demgegenüber sind jedoch SVP und FDP. Zwar habe ein entsprechendes Drei-R-Kompetenzzentrum von Wissenschaft, Pharmaindustrie, Bund und Tierschutzorganisationen sowie ein neues Forschungsprogramm seinen rechtlichen Rahmen, sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. Eine Gesetzesänderung brauche es aber nicht.

«Das Kompetenzzentrum selber und die Forschungsprogramme sind finanziert. Ich habe bis heute nicht herausgefunden, was man genau ändern möchte», sagt Wasserfallen. Sei dies nicht klar, so müsse man darauf verzichten.

Im Parlament braucht der Vorstoss wohl noch mehr Überzeugungsarbeit. Derweil läuft die Sammelfrist für eine neue Tier­versuchs­verbots­initiative noch über ein Jahr.

HeuteMorgen, 18.08.2023, 06:00 Uhr

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