Was haben sich die Vorgängerinnen und Vorgänger des neuen Bundespräsidenten Guy Parmelin doch an Originalität überboten in den letzten Jahren: Die studierte Pianistin Simonetta Sommaruga liess ihre RegierungskollegInnen für die «Autogrammkarte der Landesregierung» als Kammerorchester posieren. Ueli Maurer, heuer mit gestrenger Miene abgebildet, lächelte vom Bundesratsfoto 2019 mit einem Handy in der Hand, umgeben von seinen Gspänli in «Selfie-Manier».
Bundesratsfotos 1993 – 2023
Das Jahr zuvor liess Alain Berset sich und den Rest-Bundesrat vor einem Graffiti ablichten, das Erinnerungsbild war zudem erstmals interaktiv. An ein Cover der Rockband «Queen» erinnerte das von Doris Leuthard in Auftrag gegebene Bild von 2017. Sogar der als eher nüchtern geltende Johann Schneider-Ammann bewies 2016 Mut und Originalität. Den Hintergrund des Fotos ziert eine Druckerei – er wollte damit auf den Werkplatz Schweiz hinweisen. Und im Jahr zuvor posierte die Landesregierung wie die Apostel auf dem letzten Abendmahl von Leonardo da Vinci. In der Mitte: Simonetta Sommaruga.
Do it Yourself
Dieses Jahr aber scheint dem «primus inter pares» die Fantasie abhandengekommen zu sein, oder er wollte angesichts der Corona-Krise lieber Werte wie Tradition und Nüchternheit hervorheben. Doch das kommt zumindest in den sozialen Medien nicht gut an:
Kritisiert wird auch, dass das alles beherrschende Thema, die Pandemie, nicht berücksichtigt wird, nicht einmal das sogenannte Social Distancing – Gebot der Stunde – wurde nicht eingehalten. Oder doch?
Die Pandemie spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Bildes – wurden doch die Räte per Photoshop zusammengefügt. Was auch einige User bemerken:
So wird das viel zitierte Bonmot von Innenminister Alain Berset: «Wir können Corona» umfunktioniert.
Obwohl die Meinungen über die Beherrschung der Bildbearbeitung auseinandergehen.
So mutmasst ein User, dass hier die scheidende Bundespräsidentin und führende Stimme im Kampf gegen Corona selbst Hand angelegt hat.
Dabei scheinen mehrere Anläufe für das Endresultat notwendig gewesen zu sein:
Umso besser scheinen die Twitterer die Bildbearbeitungsprogramme zu beherrschen – allen voran der Chefredaktor des «Nebelspalters», der die Landesregierung mal auf der Skipiste platziert...
... und in Anspielung auf das Hin und Her um das – Zitat Sommaruga – «Gstürm» zwischen Bund und Kantonen während der Coronakrise mal hinter Gittern:
Und zuletzt gibt es auch solche, die sowieso an der Echtheit des Bildes zweifeln:
So trifft das Bundesratsfoto 2021 – obwohl traditionell gehalten – doch total den virtuellen Zeitgeist: Es ist von der Pandemie geprägt, vom Social Distancing bis hin zu den Verschwörungstheorien.
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