Status Quo in der Berner Kantonsregierung: Der Sitz der abtretenden Beatrice Simon geht an Astrid Bärtschi und bleibt somit bei der Mitte-Partei. Ihre Wahl ist nicht erstaunlich, denn der Kanton Bern wählt traditionell bürgerlich. Zudem funktionierte das Ticket von SVP, FDP und der Mitte-Partei. Es war taktisch klug von den Bürgerlichen, eine Frau zu portieren, die eben gerade nicht der wählerstärksten Partei im Kanton Bern, der SVP, angehört. Der fehlende Bekanntheitsgrad konnte die Mitte-Frau mit der starken und breiten Wählerbasis wettmachen.
Erstaunlich ist das schlechte Abschneiden von SP-Mann Erich Fehr. Selbst im Seeland konnte er nicht wirklich reüssieren. Die Taktik der SP, mit dem Stadtpräsidenten von Biel die Mehrheit in der Regierung zu holen, ging nicht auf. Zu gross war bereits Mitte Nachmittag der Rückstand auf Bärtschi (die Mitte), den Fehr in den ländlich geprägten Verwaltungskreisen einfuhr.
Weitere Überraschung: Resultat von Neuhaus
Erstaunlich ist auch das Resultat des Bisherigen Christoph Neuhaus (SVP). Landete dieser vor vier Jahren noch auf dem dritten Platz, erzielte er an diesem Wahlsonntag das schlechteste Resultat aller Gewählten. Der Departementswechsel in die Bau- und Verkehrsdirektion vor vier Jahren scheint dem SVP-Mann nicht gut bekommen zu sein. Für Negativ-Schlagzeilen hat er seither zur Genüge gesorgt: sei es bei der BLS, dem Blausee oder dem Personalmangel in seiner Direktion. Das schlechte Resultat einfach auf eine Kampagne der Medien abzuschieben, greift bei Neuhaus zu kurz. Nach 14 Jahren in der Berner Kantonsregierung scheint er auch bei seiner Wählerbasis an Rückhalt verloren zu haben.
Offenbar hat auch die Corona-Pandemie die Berner Regierungswahlen geprägt. Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann (SP), Christine Häsler (Grüne) und Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) standen zwei Jahre lang regelmässig in der Öffentlichkeit. Ihnen gelang es, in der Krise die Regierung zu einen. Dafür wurden sie mit dem besten Resultat (Ammann), mit Platz 3 (Häsler) und mit Platz 4 (Schnegg) belohnt.
Die grosse Überraschung blieb an diesem Wahlsonntag im Kanton Bern also aus. Die Wählerinnen und Wähler setzten auf Kontinuität und nicht auf einen Machtwechsel.