Das Wichtigste in Kürze
- Einwohner von Eisten können im Dorfladen vergünstigt einkaufen und ihre Krankenkassenprämien werden mit 500 Franken von der Gemeinde subventioniert.
- All das ist möglich, weil das Bergdorf Wasserzinsen erhält und an einem Wasserkraftwerk beteiligt ist.
- Der Bundesrat wird wohl in Kürze bekannt geben, wie viel die Stromindustrie den Bergkantonen für die Nutzung des Wassers in Zukunft zahlen muss.
Die Wasserkraft spült dem Walliser Dorf Eisten Millionen in die Kasse: Das Bergdorf ist so reich, dass es seinen 200 Einwohner regelrecht Geld verschenken kann: Jede Einwohnerin und jeder Einwohner erhalten pro Jahr für 1000 Franken Einkaufsgutscheine im Dorfladen.
Doch damit nicht genug: Wie die «Rundschau» zeigt, kann die lokale Bevölkerung im Dorfladen dauerhaft 20 Prozent billiger einkaufen als auswärtige Kunden. Die Gemeinde Eisten finanziert die Differenz mit den Einnahmen aus der Wasserkraft.
500 Franken Zustupf an die Krankenasse
«Wir wollen den Dorfladen erhalten, der ein wichtiger Treffpunkt im Dorf ist», erklärt Gemeindepräsident Urban Andenmatten die Grosszügigkeit. Das kleine Bergdorf hat seinen Reichtum bis heute nie an die grosse Glocke gehängt. Kommuniziert wurde sehr zurückhaltend. Das reiche Wasserkraftdorf befürchtete auch, in anderen Tälern Neid zu wecken.
Die Gemeinde subventioniert auch die Krankenkassenprämien der Dorfbewohner. So erhält jeder Eistener 500 Franken pro Jahr an die Krankenkassenprämie. «Das ist intelligent verschenktes Geld, verteidigt Gemeindepräsident Urban Andenmatten diesen Zustupf. «Wir haben – wie andere Bergdörfer auch – ein Riesenproblem mit der Abwanderung und wollen etwas dagegen tun.»
Die Gemeinde Eisten verteilt so jedes Jahr rund eine Viertelmillion Franken. Das Geld kommt vom Gewinn aus der Wasserkraft: Das kleine Dorf mit seinen 200 Einwohnern erhält jedes Jahr rund 1,5 Millionen Franken Wasserzinsen. Zudem ist das Dorf an einem grossen Wasserkraftwerk direkt beteiligt und verdient am Stromverkauf. Fast 80 Prozent der Einnahmen der Gemeinde stammen heute aus der Wasserkraft.
Dunkle Wolken am Horizont
Das Dorf Eisten ist ein Extrembeispiel. Doch für viele Gemeinden in den Berggebieten sind die Einnahmen aus dem Wasserzins überlebenswichtig. Voraussichtlich schon in den nächsten Tagen wird der Bundesrat bekannt geben, wie viel die Stromindustrie den Bergkantonen für die Nutzung des Wassers in Zukunft bezahlen muss.
Heute zahlen die Stromfirmen rund 550 Millionen Franken pro Jahr für die Wassernutzung. Am meisten Geld fliesst mit 160 Millionen Franken ins Wallis. Auch für Graubünden und das Tessin sind die Wasserzinsen eine sehr wichtige Einnahmequelle. Die heutige Regelung läuft im Jahr 2019 aus. Deshalb jetzt das harte Ringen um die Wasserzinsmillionen.