Die Reiselust ist nach Corona wieder gestiegen. Gleichzeitig fehlt es an den Flughäfen aber an Personal. Das bekommen die Mitarbeitenden des Bodenabfertigers Swissport in Zürich zu spüren. «Wenn der neue Arbeitsplan herauskommt, müssen, glaube ich, alle leer schlucken. Alle denken, wie sie das überstehen können, ohne dass die Gesundheit darunter leidet», berichtet eine langjährige Swissport-Mitarbeiterin.
Ein langjähriger Ramp-Mitarbeiter erklärt: «Die Belastung ist sehr, sehr gross. In den letzten Wochen und Monaten ist es zur Regel geworden, sechs Tage am Stück zu arbeiten und dann nur einen freien Tag zu haben. Früher war das die Ausnahme, jetzt die Regel.»
Swissport spricht von Herausforderung
Auf Anfrage von SRF räumt der Leiter des Swissport-Standorts in Zürich, Marco Bötschi, ein, dass es teilweise Sechstagewochen gebe. Das sei aber nicht jede Woche so. Klar sei aber, dass die aktuelle Situation eine Herausforderung für alle sei.
Den bevorstehenden Sommerferien schaut er mit Respekt entgegen, weil die Reiselust gross sei. «Über Auffahrt und Ostern haben wir bewiesen, dass wir hohes Passagieraufkommen bewältigen können. Gut für uns ist, dass sich das Passagieraufkommen im Gegensatz zu Ostern oder Pfingsten über die ganzen Sommerferien verteilt. Aber es braucht natürlich nochmals einen Effort.»
Zu Beginn der Coronakrise hat Swissport am Flughafen Zürich über die natürliche Fluktuation 1000 von 2800 Stellen abgebaut, berichtete der «Landbote». Stefan Brülisauer von der Gewerkschaft VPOD spricht gegenüber SRF in diesem Zusammenhang von Managementfehlern.
Swissport habe in der Zwischenzeit 300 neue Mitarbeitende bereits wieder eingestellt. Doch das helfe nur bedingt, denn das Einarbeiten von neuen Arbeitskolleginnen und -kollegen sei teils eine Belastung statt Entlastung, so Brülisauer.
Brülisauer befürchtet, dass Swissport am Krisen-GAV festhalten will, obwohl die Reisetätigkeit nun wieder stark zunimmt. Das bestreitet der Leiter des Swissport-Standorts in Zürich, Marco Bötschi: «Seit Februar sitzen wir mit unseren Sozialpartnern zusammen und diskutieren über einen neuen GAV. Die neue Lösung soll nicht der Krisen-GAV sein. Wir streben eine gemeinschaftlich ausgearbeitete Lösung an.»
Proteste und GAV-Kündigungen
Bei diesen Verhandlungen fordert die Gewerkschaft VPOD im Minimum dieselben Bedingungen wie vor der Coronakrise. Gefordert werden auch eine bessere Work-Life-Balance und ein Teuerungsausgleich. Ein Streik ist zwar kein Thema, aber falls es in den nächsten Wochen keine Fortschritte gibt bei den Verhandlungen, kann sich Stefan Brülisauer vom VPOD vorstellen, dass Proteste organisiert werden und der bestehende GAV gekündigt wird.
Bötschi würde dies bedauern. «Das wäre sehr schade und auch nicht nötig. Wir haben bei der letzten Verhandlung bereits weitere Termine für künftige Treffen beschlossen. Ich glaube, dass wir genügend Zeit haben, um eine gemeinsame Lösung zu finden.»
Eine Lösung, die bessere Arbeitsbedingungen für die Swissport-Angestellten vorsieht. Das erhofft sich der langjährige Ramp-Mitarbeiter. «Ich habe mir eine Frist bis Ende Jahr gesetzt. Wenn es nicht besser wird, kündige ich. Auch wenn ich eigentlich meinen Job liebe.»