Schon länger sind die Bergbahnen Grächen im Wallis finanziell in Schieflage. 20 Millionen Franken beträgt der Schuldenberg. Zum Verhängnis wurden dem Familien-Skigebiet die steigenden Personal- und Energiekosten sowie die Inflation. Wenn nicht bald etwas geschieht, droht dem beliebten Familien-Skigebiet das Aus.
Für die Betreiber ist klar: Eine Rettung kann nur noch gelingen, wenn alle mithelfen – von der Gemeinde über die Einheimischen bis hin zu den Zweitwohnungsbesitzern. «Es ist fünf vor zwölf», sagt Kurt Schär, Verwaltungsratspräsident der Touristischen Unternehmung Grächen, welche die Bergbahnen betreibt.
Darum haben die Verantwortlichen letzten Mittwoch an einer Info-Veranstaltung eine Rekapitalisierung von mindestens sechs Millionen Franken lanciert. Ab jetzt können alle, die wollen, Aktien zeichnen, also Geld einschiessen.
Es sei nicht mehr zu verhindern gewesen, die Bevölkerung um Hilfe zu bitten, sagt Gemeindepräsident Martin Schürch: «Wir brauchen alle.» Wichtig sei, dass man jetzt nicht mehr nach Fehlern in der Vergangenheit suche, sondern vorwärts schaue. «Schuldzuweisungen nützen niemanden etwas.»
«Katastrophale Folgen» bei Aus
Dem Finanzierungsplan sind zahlreiche Sitzungen und Gespräche vorausgegangen. «Wir haben mit Gläubigern und Fachleuten diskutiert, wie man die Bergbahnen sanieren könnte», sagt Verwaltungsratspräsident Kurt Schär.
Nun wolle man die Gläubiger dazu bringen, auf die Hälfte der Schulden – gut 10 Millionen Franken – zu verzichten. «Aber das machen sie nur, wenn neues Kapital kommt.»
Die Bergbahnen sind der Motor der Destination Grächen.
Doch: Was, wenn das Geld nicht zusammenkommt? «Dann wird Grächen wahrscheinlich von der touristischen Landkarte verschwinden», sagt Kurt Schär und fügt an: «Das darf nicht passieren. Die Bergbahnen sind der Motor der Destination – jetzt geht es um alles oder nichts.»
Auch Gemeindepräsident Martin Schürch spricht von «katastrophalen Folgen», falls die sechs Millionen nicht zusammenkommen: «Ferienwohnungen wären weniger wert, Geschäfte müssten schliessen, Arbeitsplätze gingen verloren.»
Jetzt geht es um Vertrauen
Wie diese Nachricht bei der Bevölkerung ankommt, zeigt eine Umfrage von SRF an der Info-Veranstaltung. Bauunternehmer Dominic Brigger sagt: «Jetzt ist mir bewusst, was auf dem Spiel steht.» Ferienwohnungsvermieterin Beatrice Ruppen findet: «Alle sollten eine Aktie kaufen.»
Zweitwohnungsbesitzer Jörg Spieler wiederum spricht von «Angstmacherei»: «Die Leute sind sich zu wenig bewusst, dass Grächen ein sehr stabiler Ort ist, wir müssen einfach genauer hinschauen, wie die Führung mit dem Geld umgeht.»
Ob genügend Leute genügend Vertrauen in die Bahnen haben, zeigt sich Ende April. Bis dahin werden die Verantwortlichen versuchen, möglichst viele Grächen-Fans von einem Aktienkauf zu überzeugen.