Im Kanton Solothurn führte das Blaue Kreuz letztes Jahr im Auftrag der Schweizer Zollverwaltung über 200 Testkäufe durch. Jugendliche, die nicht genug alt für Bier oder Spirituosen waren, versuchten alkoholischen Getränke im Auftrag der Organisation zu kaufen.
Die Zahlen aus dem Mittellandkanton zeigen: Die Betriebe und Verkaufsstellen waren nicht gleich streng wie im Vorjahr, denn jede dritte Testperson war erfolgreich, obwohl sie oder er per Gesetz nicht genug alt war, um Alkohol kaufen zu dürfen.
Maske erschwert Kontrolle
Die Zahlen für die gesamte Schweiz gibt die Schweizer Zollverwaltung erst im Juni bekannt, heisst es auf Anfrage. Aber die Solothurner Zahlen lassen aufhorchen, denn der Anteil widerrechtlicher Verkäufe lag dort vor der Pandemie bei rund 20 Prozent. Im Jahr 2021 stieg sie auf über 30 Prozent.
Die Pandemie habe die Kontrollen erschwert, erklärt Philipp Frei, Leiter des Blauen Kreuzes Solothurn. «Einerseits galt die Maskenpflicht. Das Personal konnte nicht immer sicherstellen, ob die Person auf dem Foto der ID auch die Person ist, die Alkohol kauft». Andererseits hätten viele Jugendliche Alkohol oft auch online bestellt.
Vielen, die online verkaufen, scheint es total egal zu sein.
Das Problem seien nicht unbedingt die Online-Lieferungen der grossen Detailhändler, hält Frei fest. Es seien vielmehr die kleinen Lieferdienste, Online-Shops, die auf Alkohol spezialisiert seien, oder auch Take-Aways, die Essen und Getränke nach Hause liefern.
«Für uns war bei den Testkäufen wichtig, dass die Jugendlichen, die für uns bestellten, den Alkohol auch selbst entgegennehmen konnten. Sonst wäre der Test unfair. Aber wir stellten fest, dass es wirklich Shops gibt, die ihr Personal nicht schulen. Vielen, die Alkohol online verkaufen, scheint es total egal zu sein, wie das läuft», sagt Frei vom Solothurner Blauen Kreuz. Schon im Mai 2021 wies das Blaue Kreuz Schweiz daraufhin, dass Jugendliche online zu einfach an Alkohol kämen.
Bei stationären Verkäufen funktionierten die Alterskontrollen hingegen ziemlich gut. «Dort, wo das Personal geschult ist, in Tankstellen, läuft die Kontrolle gut». In Bars hingegen laufe es schlechter, einfach, weil hier viele Quereinsteiger und ungeschultes Personal arbeiten, glaubt man beim Blauen Kreuz. Die Organisation bietet entsprechende Kurse an und empfiehlt dem Barpersonal eine App, die das Alter der Konsumentinnen und Konsumenten beim Vorweisen ihrer ID direkt ausrechnet.
Als Reaktion auf die Solothurner Testkäufe will der Kanton nun seine Prävention verstärken. Eine Website stellt seit Anfang Jahr Verkaufsstellen und Eventveranstaltern Hilfsmittel zur Verfügung. Hier wird auch für ein spezielles Label geworben, ein Leistungsausweis für Veranstalter und Gastgewerbebetriebe in den Kantonen Bern und Solothurn, die sich «aktiv und engagiert über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus für den Jugendschutz einsetzen».
Sobald die Eidgenössische Zollverwaltung die Zahlen aller Kantone mit Bezug auf Testkäufe durch Jugendliche gesammelt hat, müssen wohl noch andere Kantone über die Bücher. Der Pandemie-Effekt und die damit verbundene Zunahme von Alkoholverkäufen dürfte kaum an der Solothurner Grenze Halt machen.