Sie sind heute kaum wegzudenken aus dem Bild der Touristenstadt Luzern: die fünf nostalgischen Raddampfer der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee SGV. Traditionsgemäss stechen sie am Karfreitag nach der Winterpause wieder in See.
Tatsächlich aber ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die historischen Dampfer überhaupt noch unterwegs sind. Denn eigentlich sollten die Schiffe ausgemustert und verschrottet werden. So jedenfalls sah es die SGV in den 1960er-Jahren vor.
Die Gründe waren rein wirtschaftlich: Die Dampfschiffe rentierten kaum, teure Renovationen waren absehbar und die SGV wollte auf neue, leistungsstarke Dieselmotorschiffe setzen.
Kein Flair für Technikgeschichte
«Man hatte damals wenig Sinn für das Denkmalpflegerische im technischen Bereich», erklärt Hans-Rudolf Schurter. Der aktuelle Verwaltungsratspräsident der SGV zieht den Vergleich zum Verkehrshaus: «Das hatte anfangs auch Schwierigkeiten, sich zu etablieren. Und dann wurde es zum bestbesuchten Museum der Schweiz. Bei den Dampfschiffen gab es eine ähnliche Entwicklung.»
Dass alles anders kam, als von der damaligen SGV-Spitze geplant, ist dem Verein Dampferfreunde zu verdanken. Der Verein, der dieses Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum feiert, setzt sich seit jeher für den Erhalt der Dampfschiffe ein und hilft massgeblich bei der Finanzierung von Renovationen mit.
Und auch wenn der Verein heute eher ein traditionelles Image hat – entstanden war er aus durchaus wilden Aktionen. Luzernerinnen und Luzerner, die die Schiffe vor dem Ausrangieren bewahren wollten, sammelten tausende von Unterschriften und machten sich mit einer Kundgebung für den Erhalt der Dampfschiffe stark.
An vorderster Front mit dabei waren damals auch junge Leute. Wie zum Beispiel Robert Horlacher. «Wir waren seinerzeit ein Quartett von Dampfschifffans», erinnert er sich an die Zeit, als er noch an der Kanti zur Schule ging, «und vermutlich war es der jugendliche Übermut, dass wir dachten, wir sollten auch helfen und Unterschriften sammeln.»
Letztendlich ging es um Geld.
Der junge Übermütige von damals hat sein Engagement immer weitergeführt - heute präsidiert Robert Horlacher den Verein Dampferfreunde Vierwaldstättersee. Im Nachhinein will er seinen eigenen Einsatz in den 1970er-Jahren nicht überbewerten. Entscheidend für die Rettung der Schiffe seien hauptsächlich andere gewesen. «Das waren ältere, gesetzte Herren – Politiker und Industrielle. Denn letztendlich ging es um Geld.»
Um viel Geld sogar: das zeigte sich zum Beispiel fünf Jahre nach der Vereinsgründung im Sommer 1977. Um die anstehenden Sanierungen der Dampfer zu finanzieren, plante man eine Aktienkapitalerhöhung. Die Dampferfreunde brachten 4.8 Millionen zusammen. Und konnten ab dann auch direkten Einfluss auf die SGV-Geschäfte nehmen, indem sie ein Mitglied in den Verwaltungsrat delegieren konnten.
Aus dem Kampfmodus, der anfänglich das Verhältnis zwischen dem Verein und der SGV prägte, entwickelte sich langsam eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. In den 50 Jahren seines Bestehens half der Verein Dampferfreunde immer wieder bei der Finanzierung von Renovationen.
Zuletzt bei der «Stadt Luzern», die von 2018 bis 2021 umfassend renoviert wurde: An die Kosten von 13 Millionen Franken steuerte der Verein 4 Millionen bei. Und mit seinen rund 10'000 Mitgliedern ist der Verein auch ein wichtiger Werbeträger für die Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee.