«Bald bin ich in der 39. Woche meiner Diät.» Kathrin Plösser ist eine der besten Natural-Bodybuilderinnen der Schweiz. Für ihren Erfolg nimmt sie so einiges in Kauf – sie trainiert täglich und hält sich an einen strikten Ernährungsplan. Kurz vor der Schweizer Meisterschaft steht sie in der entscheidenden Phase: «Ich fahre zurzeit radikal die Kohlenhydratenzufuhr herunter.»
Für Kathrin Plösser ist es der erste Ernstkampf, seinen letzten Wettkampf bestreitet Marco Gilardoni. Er freut sich sich auf die bevorstehende Herausforderung - sieht aber auch kritische Punkte: «Es ist eigentlich völlig irre, dass man sich vor solch einem Event absichtlich verhungern lässt.»
Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Extremdiäten den Organen erhebliche Schäden zuführen können. Zudem sei laut Gilardoni der psychische Druck enorm, «viele verlieren sich im Training und entwickeln einen Tunnelblick».
Kritischer Konsum
Dennoch sind im Vergleich zum herkömmlichen Bodybuilding die körperlichen Folgeschäden beim Natural Bodybuilding vergleichsweise harmlos. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass im konventionellen Bodybuilding mit leistungssteigernden Medikamenten nachgeholfen wird», sagt Gilardoni.
Viele junge Athleten und Athletinnen würden die Folgen von Anabolika völlig unterschätzen. «Ich kenne viele Sportler, die früher Stoff genommen haben – die sind nun völlig kaputt, die würden das nie mehr machen», erzählt Gilardoni weiter. Auch im Breitensport ist der Konsum weit verbreitet, laut dem Zentrum für Suchtmedizin Zürich haben schätzungsweise 200'000 Menschen in der Schweiz bereits Anabolika konsumiert.
Streit um die Verantwortung
Der Bodybuilding-Coach Anadi Sejmenovic trainiert auch Sportler, die leistungssteigernde Medikamente konsumieren. Er weist ebenso auf die vielen Nebenwirkung wie Organschäden, Unfruchtbarkeit oder das Suchtpotential hin. Trotzdem findet Sejmenovic: «Wenn eine Person mündig ist, Anabolika nehmen will und sich bewusst ist, dass sie damit auch früher stirbt – dann soll sie das machen.»
Auf die Kritik entgegnet der Bodybuilding-Coach: «Wenn ein Athlet etwas konsumieren will, macht er es so oder so – betreut kann man den körperlichen Schaden immerhin minimieren.»
Diametral dazu steht Marco Gilardino: «Viele junge Menschen sind sich der Gefahren einfach nicht bewusst.» Es sei egal, wie betreut man dies angehe, man dürfe den Konsum nicht verharmlosen.
Zurück zum «Pumpen» ohne Stoff. An der Schweizermeisterschaft dominiert Kathrin Plösser die Konkurrenz und gewinnt in ihrer Kategorie souverän. Sie selbst fühlt sich völlig gesund, wenn auch sie sagt: «Die letzten Wochen vor einem Wettkampf sind sicher nicht die gesündesten.» Wirklich verschnaufen kann ihr Körper nicht – nach nur einem Tag Pause beginnen nun die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft in Seattle.