Vor einer Woche musste Silvia Gabin Ihren Coiffeursalon schliessen. Ihre Situation ist prekär: «Ich habe all meine Reserven in mein Geschäft gesteckt.» Keinerlei Einnahmen, ihr Konto ist überzogen. Andere leiden gleich stark: Wirten fehlen die Gäste, Musikern die Gagen, Eventfirmen die Aufträge. Letzte Woche hat der Bundesrat Hilfe angekündigt.
Corona-Erwerbsersatz
Selbständige wie Silvia Gabin sollen ein Taggeld erhalten, ähnlich der Arbeitslosenversicherung. Es soll 80 Prozent des Einkommens abdecken und ist auf maximal 196 Franken am Tag begrenzt. Den Erwerbsersatz gibt es aber nur für Betriebe, die schliessen mussten. Oder Kulturschaffende, die von abgesagten Veranstaltungen betroffen sind.
Viele Kleinunternehmer fallen jedoch durch das Sicherungsnetz des Bundes. Etwa Taxifahrer: Von 12'000 Fahrern in der Schweiz sind etwa 8000 selbständig. Sie dürfen weiterfahren, haben aber keine Kunden mehr. Gemäss Roman Künzler, von der Gewerkschaft Unia, ist der Taxibetrieb um 90 Prozent eingebrochen.
Kein Umsatz und keine Finanzhilfe
Für Einbussen der Taxifahrer gibt es den Corona-Erwerbsersatz nicht. «Wir stehen zehn Stunden pro Tag, machen zwei Fahrten. Wir fühlen uns völlig im Stich gelassen», sagt Markus Kümin, Taxifahrer in Basel. Sein Kollege Cengiz Nergiz ist verzweifelt: «Ende dieses Monats kann ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Irgendwo muss Hilfe herkommen.»
Es gibt viele ungeklärte Fälle, wie Grafikerinnen und Künstleragenturen. Oder die Weinhandlung Hofer in Zürich. Sie hat offen, aber 95 Prozent weniger Umsatz, weil Bestellungen von Restaurants wegfallen: «Wir haben 600'000 Franken offene Rechnungen. Und kaum Einnahmen. Ich zahle zuerst die Löhne und schiebe alles andere nach hinten», sagt Geschäftsführer Stefan Hofer.
Der Bund will nachbessern
Leise Hoffnung macht diesen Betrieben Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft in einer Medienkonferenz in Bern: «Der Bund arbeitet daran, weitere Anspruchsgruppen in die Massnahmen zu integrieren.» Lange können Betroffene nicht warten.
Zu hohe Miete? Rasch handeln!
Abwarten ist hier keine Lösung: Bei der Miete. Viele Gewerbler können sich die Miete ohne Einkommen schlicht nicht mehr leisten. Sowohl Mieterverband wie auch Hauseigentümerverband raten, zu handeln. Einfach keine Miete bezahlen ist keine Option.
Rechtlich sei nicht geklärt, ob eine behördliche Schliessung ein Mangel ist, für den die Mieter eine Reduktion verlangen können, so Martin Tschirren vom Bundesamt für Wohnungswesen. Deshalb müssten Mieter und Vermieter miteinander eine Lösung finden.
Balthasar Glättli vom Mieterinnenverband fordert von grossen Immobilienfirmen, Mieten zu erlassen: «Sie haben die Macht, mit dem Bund nachher auszuhandeln, wie sie dafür entschädigt werden.» Der Hauseigentümerverband ruft beide Seiten zur Solidarität auf. Es brauche situationsspezifische Lösungen.