Sie ist gut 1.5 Zentimeter lang, weiss bis bräunlich und stammt ursprünglich aus Flüssen im Schwarzmeergebiet: die Quaggamuschel. Unterdessen macht sich diese Art auch in Schweizer Gewässern breit. Das hat Folgen für Tiere und Menschen.
Weniger Fische wegen Muschel-Ausbreitung
Die Muschel bringt die Nahrungskette im See durcheinander. Fische finden weniger Futter, die Ausbeute beim Angeln schwindet. Quaggamuscheln verstopfen aber auch Rohre zur Entnahme von Seewasser und können mit ihren spitzen Schalenteilen beim Baden zu Schnittverletzungen an den Füssen führen.
In der Schweiz ist die Muschel bereits im Bodensee, im Genfersee oder im Bielersee verbreitet. In Zentralschweizer Gewässern ist sie noch nicht aufgetaucht – und das soll auch so bleiben.
Putzpflicht in der Zentralschweiz ist eine Premiere
Die sechs Kantone der Zentralschweiz haben deshalb als erste in der Schweiz eine Reinigungspflicht beschlossen. Boote, welche aus einem anderen Gewässer in einen Zentralschweizer See wechseln, müssen damit zwingend vorher geputzt werden. Wer das nicht macht, riskiert eine Busse von bis zu 10'000 Franken.
Bei einer solchen Reinigung wird das Boot zunächst von Auge kontrolliert, sichtbare Muscheln werden abgekratzt. Anschliessend wird der Rumpf mit 70 bis 80 Grad heissem Wasser und einem Hochdruckreiniger gesäubert. Besonders wichtig: die Reinigung des Motors und der Kühlwasserleitungen. Dort setzen sich kleine Muscheln und Larven nämlich besonders häufig fest.
Diese Massnahme sei dringend nötig: «Es ist wenige Minuten vor zwölf», sagt Philip Baruffa. Er arbeitet beim Schwyzer Amt für Gewässer und ist Gesamtleiter dieser koordinierten Putzpflicht in der Zentralschweiz.
Muscheln verursachen Schäden in Millionenhöhe
Mit der Putzpflicht soll am Ende auch Geld gespart werden: Quaggamuscheln verstopfen nämlich häufig Rohre von Trinkwasser, Heiz- und Kühlwasserfassungen. Diese zu reinigen, führt in betroffenen Regionen zu Mehrkosten in Millionenhöhe.
Die Reinigungspflicht gilt in der Zentralschweiz seit Juli 2023. Im Vorfeld wurden alle 10'000 Bootsbesitzerinnen und -besitzer angeschrieben. Auch die Werften an den Seen wurden informiert und dazu angehalten, Leute mit auswärtigen Booten anzusprechen.
Jedes Boot kann eines zu viel sein.
Wahrscheinlich würden nur wenige ihr Boot auf mehreren Gewässern nutzen. Aber: «Jedes Boot kann eines zu viel sein», sagt Baruffa.
Um die Regel durchzusetzen, lautet die Devise Information und Eigenverantwortung statt Repression. «Aktuell haben wir für Kontrollen auch gar keine Kapazität», sagt Baruffa.
Busse von bis zu 10'000 Franken
«Nach einer Einführungsphase wird es aber auf Kontrollen hinauslaufen müssen.» Damit seien auch Bussen von bis zu 10'000 Franken möglich.
Um Kontrollen zu vereinfachen, ist in einem Jahr die Einführung eines Zertifikats geplant. Wer sein Boot bei bestimmten, zertifizierten Werften reinigt, erhält einen Nachweis, der bei einer Prüfung vorgewiesen werden kann. Damit könnte die Putzpflicht auch schweizweit ein Thema werden. Die Idee sei bereits beim zuständigen Departement des Bundes deponiert.