Eine halbe Milliarde Franken kostete die dritte Röhre durch den Belchen zwischen den Kantonen Solothurn und Baselland. Ein stolzer Preis für einen gut drei Kilometer langen Autobahntunnel, der nur zur Sanierung der beiden alten Röhren gebaut wurde. Ein Irrsinn?
Nein, findet Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra). Die dritte Röhre ermögliche die dringende Erneuerung, ohne die Verfügbarkeit der Autobahn A2 einzuschränken. Denn dies hätte negative Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Sperrung einer der beiden Röhren hätte volkswirtschaftliche Schäden von zwei Milliarden Franken zur Folge, so Röthlisberger.
Tatsächlich fahren pro Tag 55'000 Fahrzeuge durch den Tunnel zwischen Eptingen (BL) und Hägendorf (SO). Die beiden alten Röhren wurden 1970 eröffnet und sind dringend sanierungsbedürftig. Damit diese Totalsanierung gelingt, müssen die Röhren für den Verkehr komplett gesperrt werden.
Hätte man dies ohne den neuen Tunnel gemacht, wären lange Staus die Folge gewesen. Und dies auf der für die ganze Schweiz wichtigen Nord-Süd-Achse, auf der sowohl der Ferienverkehr aus Deutschland und Nordeuropa wie auch viele Lastwagen unterwegs sind.
Andere Varianten wurden geprüft. Etwa, ob es möglich gewesen wäre, die beiden bestehenden Röhren jeweils in der Nacht und an Wochenende zu sperren. Dies verwarf man, da sich die Arbeiten so verzögert hätten.
Anspruchsvoller Bau
Der Bau des Belchentunnels war anspruchsvoll – anspruchsvoller als viele Tunnel in den Alpen. Der Grund: Das Gestein im Jura ist nicht stabil. Der sogenannte Gipskeuper quillt stark auf, wenn er mit Wasser in Berührung kommt. Die Eröffnung war ursprünglich für 2021 geplant. Schwierig war laut dem Astra, die Beleuchtung, die Lüftung und die Türen ins Betriebsleitsystem zu integrieren. Auch Lieferschwierigkeiten einzelner Teile hätten zu Verzögerungen geführt, erklärt Astra-Direktor Röthlisberger.
An der Eröffnung zeigten sich die Regierungsräte Sandra Kolly (Mitte, SO) und Isaac Reber (Grüne, BL) aber erleichtert. Aus dem Süden des Kantons Solothurn sei der Belchen die schnellste Verbindung in den nördlichen Kantonsteil, so Baudirektorin Kolly. Darum sei man aus Solothurner Sicht sehr froh, dass die dritte Röhre Ausweichverkehr durch die Dörfer vermeide.
Auch der Baselbieter Regierungsrat Reber betonte die Bedeutung des Tunnels für seinen Kanton. Und er zeigte sich froh, dass der Bau gut über die Bühne gegangen sei. Das Problem mit dem Gipskeuper habe man technisch gut gelöst. Der Sanierungstunnel sei ein Lehrstück für andere Tunnelbauwerke.
Nur zwei von drei Röhren für Verkehr
Die ersten Autos fuhren am Freitagmorgen durch den neuen Belchentunnel. Nun beginnt die Sanierung der beiden alten Röhren. Für die Arbeiten ist jeweils einer der bisherigen Tunnel gesperrt. Nach Norden und Süden stehen so immer zwei Fahrspuren zur Verfügung.
Bis 2026 werden Querverbindungen zwischen dem neuen und dem mittleren Tunnel erstellt. Danach wird bis 2033 zuerst die Röhre in Fahrtrichtung Basel saniert, dann die mittlere.
Nach der Sanierung der beiden Tunnel werden weiterhin nur zwei Röhren für den Verkehr befahrbar sein. Die mittlere Röhre wird für Unterhaltsarbeiten gebraucht, als Zufahrt für die Rettungsdienste oder für Umleitungen.