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«Schweiz ohne Zukunft» mit Bänz Friedli
Aus Zytlupe vom 15.11.2024. Bild: SRF
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Die etwas anderen News Autobahnen, ESC und Genderstern – Schweiz ohne Zukunft

Kerzen abbrennen, Kaffee trinken, shoppen – jede noch so kleine Freude hat ihren Haken, hinter jeder Kleinigkeit lauern die Probleme der Menschheit. Und immer soll man Rücksicht auf Minderheiten nehmen! Wie gut, dass wir uns die Welt an der Urne wieder so einfach machen können, wie sie uns gefällt.

Bänz Friedli

Kabarettist

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Der Zürcher Kabarettist mit Berner Wurzeln ist Meister darin, den Finger dort draufzuhalten, wo es wehtut. Dabei bleibt Bänz Friedli stets ein Erzähler, der vermeintlich Kleines mit dem ganz Grossen verbindet. 2015 war er Preisträger des Salzburger Stiers, 2024 des Prix Cornichon. Aktuell ist er mit seinem Programm «S isch kompliziert» auf verschiedenen Deutschschweizer Bühnen zu sehen. Fürs «Spasspartout» auf SRF1 moderiert Bänz Friedli jeweils die Live-Kabarett-Abende «Ohrfeigen» aus dem Kleintheater Luzern.

Die Schweiz hat, rein umgangssprachlich, keine Zukunft: «Hüt rägnets, morn rägnets oo». Denn der Dialekt kennt kein Futurum. «Nächscht Wuche stimme mir ab». Und auch keine Vergangenheitsform im Sinne von: «Es war einmal und ist nicht mehr». Rührt daher vielleicht unsere mangelnde Fähigkeit, aus gemachten Fehlern Visionen zu entwickeln? Es ist jedenfalls nicht unsere Art, den Blick nach vorn zu richten.

Sie ist ja auch anstrengend, die heutige Welt!

Manche stecken mental gar so arg im vorletzten Jahrhundert fest, dass es wehtut. Der Bündner Richter etwa, der eine junge Frau, die vergewaltigt wurde, allen Ernstes gefragt hat: «Hätten Sie die Beine nicht besser zusammenpressen müssen?» Sie sei schliesslich «nicht unkräftig gebaut». Womit er das Opfer zur Täterin machte – weil das neue Sexualstrafrecht mit dem Grundsatz «Nein heisst Nein» offenbar noch nicht in seinem Kopf angelangt ist.

Muss denn alles immer so kompliziert sein? Nein!

Sie ist ja auch anstrengend, die heutige Welt! Nicht mal mehr Kerzen soll man anzünden dürfen bei dem garstigen Novemberwetter! Schadet dem Klima. Kaffee? Mit jeder Tasse, die wir trinken, vergeuden wir eine Badewanne voller Wasser. Und shoppen lässt es sich, Black Friday hin oder her, ohnehin nicht mehr mit gutem Gewissen.

Muss denn alles immer so kompliziert sein? Nein! Kommenden Sonntag können wir die Welt an der Urne wieder in Ordnung bringen. Ganz einfach. Wir stecken Milliarden in den Autobahnausbau, möglichst sechsspurig von St. Gallen bis nach Genf, und schaffen freie Fahrt für freie Bürger. Gentlemen, start your engines! Los gehts, brrm, brrmm brrmm! Wie zu den Zeiten, da noch niemand vom Verpesten der Umwelt sprach.

Zürich verbietet den Genderstern in amtlichen Verlautbarungen und sorgt dafür, dass es nur noch Stadt- und Gemeinderäte gibt, keine -rätinnen mehr. Just so, wie es in den 1960er-Jahren der Fall war. Als ein Mann noch ein Mann und eine Frau noch Hausfrau war. Und die Stadt Basel verhindert dank frommem Referendum den wüsten, «satanistischen» Eurovision Song Contest, an dem sich Schwule, Nonbinäre, Transmenschen tummeln und alles andere, was Gott verboten hat.

Los gehts! Mit Vollgas dorthin zurück, wo wir herkommen.

Heissa, wird das Leben dann wieder schön! Eine Welt, überschaubar wie damals, als man wirklich noch glaubte, wer Autobahnen baue, löse damit Verkehrsprobleme. Inzwischen meint dies bloss noch der Rösti Albert. Nur war der dummerweise Präsident von «Swiss Oil» und von «Auto Schweiz», der Brennstoff- und der Autolobby, ehe er Verkehrsminister wurde.

Los gehts! Mit Vollgas dorthin zurück, wo wir herkommen.

Liegt es an der Mundart, die weder Zukunft noch Vergangenheit kennt, dass wir als Nation nicht eben zukunftsgerichtet sind? Oder ist umgekehrt unsere Art zu reden bloss Abbild des fehlenden Gestaltungswillens? Mir wei nid grüble.

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SRF 1, Zytlupe, 16.11.2024, 13:00 Uhr

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