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«Wahl-Amerikaner vor der Wahl» mit Simon Chen
Aus Zytlupe vom 01.11.2024. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 37 Sekunden.

Die etwas anderen News Offener Brief an unsere amerikanischen Landsleute

Der US-Wahlkampf ist auf dem Siedepunkt. Zwei unvereinbare Lager, Fakten, die keine Rolle mehr spielen, aber eins ist klar: Es wird knapp. Wer am 5. November obenauf schwingt, entscheiden möglicherweise Auswanderer in den Swing States.

Simon Chen

Kabarettist

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Es kommt immer wieder vor, dass einem bei Simon Chens Worten das Lachen im Hals stecken bleibt. Als ehemaliger Schauspieler treibt als Wortspieler vieles an die Grenze – und trifft dabei gleichzeitig immer wieder ins Schwarze. Der gebürtige Freiburger ist Slampoet, Spokenword- und Hörspiel-Autor und aktuell mit seinem Bühnenstück «Im Anfang war das Wort» unterwegs

Liebe Schweizer-Amerikanerinnen und -Amerikaner!

Es wird knapp! Wenige haben sich noch nicht entschieden. Aber wenige werden die Wahl nächste Woche entscheiden. Und vielleicht seid ihr es! Immerhin leben über 80’000 Schweizerinnen und Schweizer in den USA. Und die Mehrheit von ihnen besitzt einen US-Pass, ist also wahlberechtigt.

Wir in Old Europe haben uns schon vor acht Jahren gewundert, wie so eine Unperson zum US-Präsidenten gewählt werden kann. Aber Amerika ist eben das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wobei «vom Tellerwäscher zum Millionär» gestern war; heute kann es sogar ein verurteilter Straftäter ins Weisse Haus schaffen, vor allem dann, wenn er schon Millionär ist.

Die Schweiz ist heute ein Wanderland – lange war sie aber ein Auswandererland.

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint aber eine Immigrantentochter im Oval Office für viele immer noch keine Möglichkeit darzustellen. Als wäre – gerade in den USA – eine Immigrantentochter etwas Besonderes.

Denken wir zum Beispiel an all die Nachfahren der Schweizer Auswanderinnen und Auswanderer, die ab dem 19. Jahrhundert zu Hunderttausenden nach Amerika eingewandert sind! Die Schweiz ist heute ein Wanderland – lange war sie aber ein Auswandererland.

Die USA bestehen im Grunde aus 330 Millionen Immigranten.

Also vergesst nicht, dear Citizens of New Bern, of New Glarus, Tell City usw., was alle eure Vorfahren waren: Ausländer! Ohne all die Bootsflüchtlinge, die damals – notabene aus wirtschaftlichen Gründen – ihr Glück in der Neuen Welt gesucht haben, ohne all diese Einwanderer würden die USA schlicht nicht existieren!

Mit anderen Worten: Ausser den etwa 1 Prozent Native Americans, die es noch gibt, hat jeder einzelne Amerikaner, jede einzelne Amerikanerin Migrationshintergrund! Auch der Kandidat, der permanent gegen Migration hetzt; seine Vorfahren waren nicht einheimische Büffeljäger, sondern deutsche Tellerwäscher! Kurz: Die USA bestehen im Grunde aus 330 Millionen Immigranten.

Also don’t worry, Amerika wird auch mit einer schwarzen Präsidentin Amerika bleiben!

Und weil das definitiv genug sind, will übrigens auch die besagte Immigrantentochter im Fall ihrer Wahl den Grenzschutz verschärfen. Und auch was den uramerikanischsten Wert betrifft – den Waffenbesitz – kann ich euch beruhigen: Auch sie verteidigt das Recht, Waffen zu tragen, auch unter ihr würde es weiterhin täglich Schiessereien und Amokläufe geben. Also don’t worry, Amerika wird auch mit einer schwarzen Präsidentin Amerika bleiben!

Wenn ihr allerdings ihn wählt, seid euch bewusst: Ihr gefährdet damit sein Leben! Denn wenn er schon als Kandidat Opfer eines Attentats wurde, wie wird das erst, wenn er wieder im Amt ist?

In diesem Sinne, liebe wahlberechtigte Wahlamerikannerinnen und Wahlamerikaner, wenn ihrs noch nicht getan habt, geht wählen! Vor allem, wenn ihr in einem der Swing States lebt, denn beim Schwingen sind es immer wir Schweizer, die den Unterschied machen!

Danke. Und liebe Grüsse aus der Heimat!

«Zytlupe» als Podcast und online

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SRF 1, Zytlupe, 2.11.2024, 13:00 Uhr

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