Wagt man dieser Tage einen Blick über den grossen Teich und sieht, wie Donald Trump und Elon Musk vor dem Weissen Haus herumstolzieren und mit geschwellter Brust betonen, dass jetzt alles besser und effizienter werde, so käme man nie auf die Idee, dass ihnen eine Sache fehlt: Eier!
Die Eier des Kolumbus, quasi.
Also, Hühnereier. Nach einem Ausbruch der Vogelgrippe wurden in den Vereinigten Staaten Millionen von Hühnern notgeschlachtet – und nun herrscht Eierknappheit. Für zwölf Eier bezahlt man mittlerweile schon über 15 Dollar. Trumps Wahlversprechen aber lautet, es werde alles günstiger. Deshalb hat er Europa gebeten, ihm Eier über den Atlantik zu schicken: die Eier des Kolumbus, quasi.
Doch mit seinen Strafzöllen hat er sich da selbst ein Ei gelegt. Er wollte bloss die eigene Wirtschaft unterstützen, also alle heimischen Eier in einen Korb legen – und jetzt ist dieser Korb plötzlich leer. Vergriffen. Grab them by the eggs!
Gerade Dänemark dürfte nach Trumps Ansprüchen auf Grönland wohl gar keine Lust haben, den Amerikanern irgendetwas ins Körbchen zu legen. Ebenso wird Finnland, mit seiner Grenze zum russischen Aggressor zerbrechlich wie ein rohes Ei, von den Verhandlungsversuchen Trumps mit Putin unbeeindruckt sein. Wer allen auf die Eier geht, kriegt auch keine geschickt.
Unsere kleine Farm, Fear-and-Loathing-Edition.
Von der erhöhten Nachfrage nach Eiern in den USA haben mittlerweile auch opportunistische Geschäftsleute Wind bekommen. Neuerdings werden neben Drogen und Waffen an der Grenze zwischen Mexiko und den USA immer mehr Eier beschlagnahmt. Bei einem fast fünfmal so hohen Preis lohnt sich der Schmuggel. Bald werden in Mexiko neben den Hanf-, Coca- und Opiumplantagen illegale Hühnerställe aufgebaut. Und nach der nächsten Maul- und Klauenseuche halten die Kartelle auch noch Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Unsere kleine Farm, Fear-and-Loathing-Edition.
Lässt sich ein Produkt von seinem Hersteller trennen? Wie das Eigelb vom Eiweiss?
Aber zurück zu den beiden Eierköpfen Trump und Musk. Diese scheinen im Gegensatz zum Hühnerei, das preislich gerade das Gelbe vom Ei ist, langsam von ihrem Höhenflug runterzukommen. Während sich der US-Präsident mit seinen Aktionen immer unbeliebter macht, sinkt auch die Beliebtheit von Elon Musk und seiner Tesla-Aktie. Angesichts dieses Desasters fragt die «NZZ» diese Woche: Lässt sich ein Produkt von seinem Hersteller trennen? Wie das Eigelb vom Eiweiss? Vielleicht mit genügend Fingerspitzengefühl…
Ob die zwei Gockel im Weissen Haus das besitzen, ist fraglich. Wahrscheinlicher als ein Imagewandel scheint hier die Selbstheiligsprechung zu Ostern: Urbi et Schwurbi! Und anstatt Eier verstecken sie dann eben fabrikneue Teslas – davon haben sie ja genug.