Spanien wird geflutet, im deutschen Parlament streiten sich Männer wie Kleinkinder, der Nahost-Konflikt eskaliert, die Hamas bombt, die Hisbollah bombt, Israel bombt, Russland bombardiert die Ukraine, die Ukraine bombardiert zurück. Und in der Schweiz bombardiert zwar niemand, aber die Bombardier-Züge schwanken, dass einem übel wird.
In Zürich sprühen Linksradikale eindeutig zweideutige Symbole an die Fassade der NZZ. In den USA schart ein verurteilter Sexualstraftäter einen Kreis aus sexistischen Verschwörungstheoretikern mit Gottkomplex um das weisse Haus und ist auf bestem Wege, die einflussreichste Grossmacht der Welt mittels «Project 2025» in eine rechtsautoritäre Diktatur zu verwandeln.
Wenn ich zu lange News schaue, male ich mir die schlimmsten Horrorszenarien aus.
Da brauch’ ich erst mal einen Schluck Glühwein. Oder zwei. Oder vielleicht auch eine Tasse – und dann noch eine zweite. Hmm, wunderbar süss und entspannend. Da sieht das alles gleich weniger schlimm aus. Vielleicht ist es ja gar nicht so tragisch, wie ich denke. Diese Nachrichten stacheln einfach meine dunkelsten Fantasien an, und wenn ich zu lange News schaue, male ich mir die schlimmsten Horrorszenarien aus.
Aber zum Glück ist das ja alles nur meine paranoide Fantasie!
Ich stelle mir dann zum Beispiel vor, wie so ein White-Supremacy-Nazi ein Video macht, in dem er den feministischen Slogan aus den 60er-Jahren «My body, my choice» umdichtet zu «Your body, my choice». Imaginiere, wie unzählige junge Männer diesen Unsinn nachplappern, den Spruch auf T-Shirts drucken und Banner auf Universitätsgeländen aufhängen. Wie sich eine Gegenbewegung formiert, sich junge Frauen einer radikal-feministischen 4B-Bewegung anschliessen, deren Inhalt es ist, Männern abzuschwören: keine Dates, kein Sex, keine Ehe, keine Kinder. Und während die Frauen den Männern den Krieg erklären, schlägt in Deutschland ein CDU-Politiker öffentlich vor, man könne vielleicht noch mal über das Frauenwahlrecht nachdenken.
Ah, und schaut, dort ist das Christkind! Na, wenigstens das ist noch echt. Hallo, Christkind! Prost!
Aber zum Glück ist das ja alles nur meine paranoide Fantasie! Das stimmt ja alles gar nicht. In Wirklichkeit gibt es keinen Krieg, alle Geschlechter sind sicher und frei und draussen fallen dicke, schwere Schneeflocken auf zufriedene, warm eingepackte Leute. Ah, und schaut, dort ist das Christkind! Na, wenigstens das ist noch echt. Hallo, Christkind! Prost!