Das Unglück hat tiefe Spuren hinterlassen – bis heute. Am Gedenk-Stein in der Nähe des Saxetbachs wird am Samstag ein Anlass stattfinden, bei dem unter anderem alt Bundesrat Adolf Ogi und Hinterbliebene den Opfern von damals gedenken. Die Tragödie jährt sich dann zum 20. Mal. Die jungen Menschen, die damals ums Leben kamen, bleiben unvergessen.
14 Todesopfer aus Australien
Am 27. Juli 1999 wurde eine Gruppe von 45 Touristen und acht Guides von einer Sturzwelle erfasst. Von den 21 Todesopfern stammten 14 aus Australien. Alle waren zwischen 19 und 31 Jahren alt. Der Canyoning-Unfall teilt bis heute für viele die Zeit in ein «Davor» und ein «Danach» ein: Allen voran für die Hinterbliebenen der Opfer, aber auch für die Actionsportbranche.
«Das Saxet-Unglück wurde zu einer Art Trauma für die Outdoor-Branche», sagt Manuel Weibel im Rückblick. Er ist seit über 20 Jahren als Guide im Berner Oberland unterwegs und Vorstandsmitglied der Swiss Outdoor Association SOA.
Das wollen wir nicht nochmals erleben. Wir müssen uns zusammenschliessen.
Der Verband SOA war eine der unmittelbaren Folgen des Unglücks. Die SOA wurde nach dem Unglück gegründet, um die verschiedenen Anbieter zu organisieren. Vor dem Unglück sei nur wenig reglementiert gewesen, alle Anbieter hätten praktisch für sich alleine gearbeitet, so Weibel. Nach dem grossen Schock sei sich die Branche einig gewesen: «Das wollen wir nicht nochmals erleben. Wir müssen uns zusammenschliessen», so Weibel.
Heute gibt es anerkannte und einheitliche Ausbildungen. Guides werden in Seil- und Klettertechnik, Rettungsmanövern im Wasser, Zeichensprache, Ausrüstung und Tourenplanung ausgebildet und geprüft. Zudem erleichtern Handyempfang und Wetterradars die Arbeit der Guides in den Schluchten. Im Frühling würden heute zudem alle Routen systematisch überprüft. Bei den Guides habe ein Mentalitätswandel stattgefunden, sagt Manuel Weibel. Ob in den Trainings, in der Ausbildung oder bei den Prüfungen: Das Sicherheitsbewusstsein habe immer oberste Priorität.
Canyoning-Anbieter brauchen Bewilligung
Eine weitere wichtige Folge des Unglücks war die Gründung der Stiftung «Safety in Adventures», welche unter anderem von der SUVA, dem Bundesamt für Sport und der Beratungsstelle für Unfallverhütung getragen wurde. Hier konnten sich Anbieter von Actionsportarten zertifizieren lassen. Die Zertifizierung durch die Stiftung wird aktuell von einer europäischen ISO-Norm abgelöst.
BFU-Direktor Stefan Siegrist, ist überzeugt, dass die Stiftung damals die Sicherheit «im Durchschnitt ziemlich erhöht» habe. 2014 trat zudem das Bundesgesetz über Risikoaktivitäten in Kraft. Es legte erstmals Standards im Bereich Risikosportarten fest. Jeder Anbieter von Canyoning, Riverrafting, Bungee-Jumping und weiteren Sportarten muss heute beim Kanton eine Bewilligung einholen.
12 Tote in den vergangenen 20 Jahren
Die Branche hat sich in den letzten 20 Jahren professionalisiert, was sich auch in den Zahlen zeigt. In den letzten 20 Jahren gab es im Canyoning schweizweit insgesamt zwölf Todesfälle, bei rund 10'000 Teilnehmern pro Jahr alleine im Berner Oberland.
BFU-Direktor Siegrist betont zwar, Canyoning sei immer noch eine Risikoaktivität. Ergänzt aber: «Ich bin überzeugt, dass das Sicherheitsniveau gestiegen ist – dank Safety in Adventures, dank dem Risikoaktivitätengesetz. Man kann heute sagen, dass gute Anbieter noch sicherer geworden sind.»