59 Doppelstock-Züge rollen mit mindestens zwei Jahren Verspätung an. Letzte Woche berichtete die «Rundschau» aus einem vertraulichen SBB-Papier: Bombardier sieht die Schuld bei den SBB und fordert vom Staatsbetrieb satte 326 Millionen Franken.
VR kannte nur Anzeichen für Probleme
Offenbar hat SBB-Chef Andreas Meyer den eigenen Verwaltungsrat (VR) nicht informiert über die 326 Millionen-Forderung seines wichtigsten Zuglieferanten. Verwaltungsrats-Präsident Ulrich Gygi: »Ich habe gewisse Anzeichen gehabt, das nicht alles rund läuft. Auf die Frage, ob er als Verwaltungsrats-Präsident von der 326 Millionen-Forderung wusste, sagt Ulrich Gygi Erstaunliches: «Ich habe eigentlich aus den Medien davon erfahren.»
SBB-Chef Meyer: «Kein Kommunikationsproblem»
Erstmals nimmt auch SBB-Chef Andreas Meyer zum 1,9 Milliarden-Geschäft Stellung. Meyer: «Ich habe überhaupt kein Kommunikationsproblem mit dem Verwaltungsrat. Wir reden sehr regelmässig miteinander.»
SBB-Verwaltungsrats-Präsident Ulrich Gygi sagt, er stehe hinter dem Geschäft. Jetzt gelte es, die Ärmel hoch zu krempeln, um die Bombardier-Züge auf die Schiene zu bringen. Gygi betont: Die Wahl für Bombardier habe die Konzernleitung um CEO Meyer gefällt. Für SBB-Chef Meyer ist klar: «Forderungen werden aufgebauscht. Das gehört zur Natur dieses Geschäfts.»
Verkehrspolitiker: Hoffen auf geringen Schaden
Verkehrspolitiker sind erstaunt, dass sie von der «Rundschau» über die 326 Millionen-Forderung erfahren haben. SP-Nationalrätin Evi Allemann sagt, wie teuer Bombardier die verspätete Zugslieferung kommen könnte: «Man hört von 460 Millionen Franken Strafzahlungen, die anfallen könnten. Wenn man das verrechnet, ist immerhin für die Bahnbenutzer ein Nullsummenspiel auszumachen.»
Anstehende Verhandlungen zwischen Bombardier und SBB werden zeigen, wie viel teurer die Züge tatsächlich sein werden. Die SBB sagen, der Steuerzahler müsse für allfällige Mehrkosten nicht aufkommen.