Suizide lösen grosses menschliches Leid bei Betroffenen und Angehörigen aus. Wenn sich eine Person vor den Zug wirft, sind zudem unzählige Mitarbeitende der SBB, der Rettungskräfte und auch Passagiere betroffen; dazu kommen Auswirkungen auf den Bahnverkehr.
Die Bundesbahnen engagieren sich darum verstärkt in der Suizidprävention. An einer nationalen Fachtagung hat die SBB in Zusammenarbeit mit Fachleuten zum Thema Schienensuizid informiert und darüber, wie man diesen bewältigen kann.
Organisation «Intervention» beim Ereignisfall
Bereits Anfang 2014 hat die SBB eine Koordinationsstelle aufgebaut mit dem Ziel, die Massnahmen mit den verschiedenen Organisationen wie Kantone, Bundesamt für Verkehr (BAV), Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Fachorganisationen zu koordinieren. Zudem soll der Austausch mit anderen Bahnen und der Forschung sichergestellt werden.
In den letzten Jahren wurde bei der SBB zudem die Organisation «Intervention» schrittweise ausgebaut. Sie ist Teil des Störungs- und Störfallmanagements der SBB und wird bei Ereignissen im Bahngebiet zur Hilfeleistung und zur Unterstützung der Notfallorganisation eingesetzt. Die Intervention ist für eine Ereignisbewältigung auf dem Unfallplatz an über 30 Standorten in der ganzen Schweiz vertreten.
SBB-Mitarbeiterinnen konnten Suizid verhindern
Die SBB hat bereits Massnahmen eingeleitet, die laut ihren Angaben eine gute vorbeugende Wirkung haben. So sei 2014 eine nationale Kommunikationsmassnahme mit der Dargebotenen Hand realisiert worden. Weitere Vorkehrungen sind Patrouillen an den Bahnhöfen. Bauliche Massnahmen sollen den Zugang zu den Gleisen erschweren.
Bis Ende 2014 seien zudem rund 500 Mitarbeitende geschult worden. Zwei Mitarbeiterinnen hätten nach der Schulung eine Person vom Suizid abhalten können. Bis in zwei Jahren sollen es rund 10'000 Mitarbeitende sein.
Leute können zurückgehalten werden.
Dass dieses Ansprechen und Abhalten tatsächlich Leben retten kann, zeigte Suizidforscher Thomas Reisch: Er nannte eine Studie, gemäss welcher 515 Menschen davon abgehalten wurden, sich durch einen Sprung von der Golden Gate Bridge das Leben zu nehmen. Innerhalb der nächsten 26 Jahre hätten nur fünf Prozent dieser Personen trotzdem Suizid begangen. 480 Leben hätten also gerettet werden können.
«Leute können zurückgehalten werden», sagte Reisch, der von Beruf ärztlicher Direktor des Psychiatriezentrums Münsingen ist. Viele haderten – und dieses Hadern sei eine Chance.
«Die Verringerung der Verfügbarkeit von Suizidmethoden rettet Leben», sagte Reisch. Zu denken, dass diese Personen dann einfach eine andere Methode wählten, sei falsch. Die meisten wählten keine andere. «Wenn man eine Methode verhindert, verhindert das Suizide», sagte Reisch.