Eines der fünf Schiffe des Schiffsbetriebs Walensee hat nicht nur Personal und Passagiere an Bord, sondern seit kurzem auch spezielle Sensoren und Messgeräte. Sie sammeln während der Fahrt Informationen: Über die Drehzahl des Motors, die GPS-Position oder Daten zu Wind, Wellen und Wetter. Die Geräte zeichnen auch auf, wie oft die Schiffsführerin oder der Schiffsführer schaltet oder das Ruder bedient.
Ziel: Effizienz steigern
Aus den gesammelten Informationen ermittelt die künstliche Intelligenz die optimale Route und Fahrweise. «Wenn man ein Auto oder eine Maschine sparsam bedient, spart man nicht nur Treibstoff und Ersatzteile, auch die Lebensdauer verlängert sich», sagt Daniel Grünenfelder als Geschäftsführer der Schiffsbetrieb Walensee AG. Bis im Herbst soll die komplette Flotte auf dem Walensee mit der künstlichen Intelligenz ausgestattet sein.
Die künstliche Intelligenz an Bord soll der Schiffsführerin oder dem Schiffsführer helfen, das Schiff möglichst schonend zu bedienen. Es gehe nicht darum, die Arbeit des Personals zu überwachen, betont Grünenfelder. «Für mich ist künstliche Intelligenz wie ein Hammer, ein Schraubenzieher oder eine Bohrmaschine – es ist ein Werkzeug. Wir Menschen müssen sie steuern und einsetzen können.»
Für mich ist künstliche Intelligenz wie ein Hammer, ein Schraubenzieher oder eine Bohrmaschine – es ist ein Werkzeug.
Dass die künstliche Intelligenz an Bord eine Hilfe für das Personal sein wird, davon ist Betriebsleiter Markus Scherrer überzeugt. Er steuert seit fast 40 Jahren Schiffe auf dem Walensee. Es gehe auch darum, das Bewusstsein zu schärfen. «Wenn eine Schiffsführerin oder ein Schiffsführer auf einer Route unbewusst einen weiten Bogen fährt und das jeden Tag, dann sind das viele Kilometer mehr, die auch mehr Treibstoff verbrauchen.»
Sparpotenzial von 20 Prozent
Durch die Optimierungen dank künstlicher Intelligenz soll die Schifffahrt auf dem Walensee mindestens 20 Prozent Treibstoff sparen, sagt Geschäftsführer Daniel Grünenfelder.
Das sei aber nur ein Teil. «Wir sparen auch bei Ersatzteilen, weil die Schiffskomponenten weniger Verschleiss haben. Auch hier reden wir von mindestens 20 Prozent. Zudem erhöhen wir die Lebensdauer unserer Schiffe.»
Zuerst Schiffe, dann Passagiere
Als nächsten Schritt möchte die Schiffsbetrieb Walensee AG auch die Passagierströme mit künstlicher Intelligenz messen. Wie viele Leute steigen bei welchem Wetter auf welchem Steg ein und wo steigen sie wieder aus? Mit den Daten können die Verantwortlichen genauer planen, welche Schiffe auf welchem Kurs eingesetzt werden.
Wie Geschäftsführer Daniel Grünenfelder sagt, stösst der Einsatz von künstlicher Intelligenz an Bord auf Interesse. Es hätten sich schon mehrere Schifffahrtsgesellschaften für die Ergebnisse interessiert.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Ostschweizer Fachhochschule.