- Die Kantonspolizei Nidwalden hat am Montag in Hergiswil NW 23 Flüchtlinge aus einem überfüllten Lieferwagen befreit.
- Sie seien stehend, ungesichert und auf engstem Raum transportiert worden.
- Ein mutmasslicher Schlepper wurde festgenommen, wie die Kantonspolizei mitteilt.
Der Lieferwagen mit italienischem Kennzeichen war auf der Autobahn A2 in Richtung Norden unterwegs, als er um 6:30 Uhr von der Polizei im Rahmen einer Verkehrskontrolle angehalten wurde. Laut Senad Sakic, Chef der Nidwaldner Kriminalpolizei, handelte es sich dabei um einen Zufallstreffer: «Wir hatten keine speziellen Hinweise, unsere Leute haben den Wagen aus purem Instinkt angehalten», sagt er.
Die Polizei lag mit ihrem Instinkt richtig: Im fensterlosen Laderaum des Lieferwagens stiess sie auf 23 Flüchtlinge aus Afghanistan, Indien, Syrien und Bangladesch, alle zwischen 20 und 50 Jahren alt.
«Sie waren sichtlich erschöpft, denn sie waren bereits mehrere Stunden stehend und ohne Pause und Verpflegung unterwegs», so Sakic, der von einem «menschenunwürdigen Transport» spricht; die Fahrt müsse physisch wie auch psychisch eine grosse Belastung gewesen sein. Die Geflüchteten seien vom Rettungsdienst versorgt worden. Gegenwärtig befinden sie sich in der Flüchtlingsunterkunft in Stansstad.
Die Schweiz war nicht das Ziel der Geflüchteten
Das Ziel der Menschen waren Deutschland, Frankreich und Grossbritannien, dies hätten die polizeilichen Befragungen ergeben. «Ein Teil der Menschen gab an, über Rumänien nach Italien gelangt zu sein, andere waren bereits in Italien und reisten dann mit dem Zug nach Mailand», sagt der Nidwaldner Kripo-Chef Senad Sakic. «Dort wurden sie von einem Schlepper in Empfang genommen und zum Lieferwagen geführt.»
Der 27-jährige Fahrer des Lieferwagens, der in Italien wohnhaft ist, wurde festgenommen. Die Nidwaldner Staatsanwaltschaft hat gegen ihn ein Verfahren wegen Verdachts auf Menschenschmuggel eingeleitet.
Der Mann gebe an, nichts von seiner menschlichen Fracht gewusst zu haben, sagt Kripo-Chef Sakic. «Bei einer ersten Befragung sagt er, er habe den Auftrag gehabt, den Wagen von Mailand nach Basel zu chauffieren, dort hätte ihn dann ein anderer Fahrer übernommen.»
Zu den Untersuchungen beigezogen wurde auch das Nidwaldner Amt für Migration.