Was will das neue Entschuldungsverfahren? Verschuldete Personen sollen eine zweite Chance bekommen, so der Bundesrat. Dank zwei neuen Verfahren zur finanziellen Sanierung sollen Menschen eher wieder schuldenfrei sein.
Was sind die grössten Unterschiede zum heutigen Verfahren? Im Gegensatz zu vielen anderen Staaten könnten in der Schweiz hochverschuldete Menschen ihre Finanzen nicht nachhaltig sanieren, so der Bundesrat. Diese Menschen hätten keine realistischen Aussichten, je wieder schuldenfrei zu leben. Das soll dank der neuen Verfahren ändern.
Schuldenberatung sieht viele Vorteile: Der Dachverband der Schuldenberatung Schweiz sieht in der Gesetzesänderung viele Vorteile. Es sei ein wichtiger Schritt gegen Armut und mit diesem Schritt hätten viele Menschen wieder eine Perspektive. Laut dem Bundesrat können zwischen 2000 und 10'000 Menschen jährlich davon profitieren.
Was sagen Gläubiger? Die Idee sei ein berechtigtes sozialpolitisches Anliegen, sagt Raoul Egeli, Vize-Präsident des Verbands Inkasso Schweiz. Die geplanten Gesetzesänderungen seien allerdings viel zu kompliziert und verfehlten das ursprüngliche Ziel der Wiedereingliederung. Zudem dürften die Gesetzesänderungen nicht auf dem Rücken der Gläubiger finanziert werden, so Egeli weiter. Der Staat müsse für die Verfahren zahlen, nicht die Gläubiger.
Unklar, wie viele Menschen in der Schweiz überhaupt verschuldet sind: Laut des Dachverbands Schuldenberatung Schweiz melden sich jährlich knapp 6000 Personen für eine Schuldenberatung an. Zu diesen Personen gibt es ein paar Eckdaten:
- Die 30- bis 49-Jährigen sind im Vergleich zur gesamten Bevölkerung übervertreten. Ebenso sind Alleinstehende und Alleinerziehende übervertreten.
- Nur ein geringer Teil der Personen verfügt über einen Hochschulabschluss. Verschuldet sind vor allem Menschen mit Berufsbildung oder einem obligatorischen Schulabschluss. 79 Prozent der Ratsuchenden verfügen über ein Haushaltseinkommen unter 6'000 Franken.
Gründe für Verschuldung sind unterschiedlich: Laut Schuldenberatung Schweiz stehen am Anfang einer Verschuldung häufig kritische Lebensereignisse. So führen Krankheit oder Unfall und Trennung oder Scheidung die Rangliste an. Danach folgt allerdings schon die gewagte Geldplanung noch vor der Arbeitslosigkeit.
Schulden steigen und steigen: Laut der Schuldenberatung hat die Hälfte der Hilfesuchenden eine Verschuldung zwischen 12'577 und 70'963 Franken. Die durchschnittlichen Schulden steigen mit der Dauer der Verschuldung deutlich. Fast drei Viertel haben Steuerschulden. Drei Fünftel haben Schulden bei der Krankenkasse.