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Schule vs. Patriarchat Wenn Buben im Schullager plötzlich putzen müssen

Das Wichtigste in Kürze

  • Schulen können durch Einwanderung stark herausgefordert werden – vor allem, wenn Knaben aus patriarchalen Strukturen im Klassenzimmer sitzen.
  • Schon in der Primarschule gibt es Knaben, die lernen müssen, dass Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben.
  • Durch die Schule können solche Knaben ein anderes Rollenverständnis von Mann und Frau erlernen, sind Experten überzeugt. Dies benötige allerdings viel Zeit.

Mit Schülern aus patriarchalen Familien könne es in der Schule Probleme geben, sagt Elisabeth Grünewald. Die emeritierte Professorin hat sich an der Pädagogischen Hochschule in Bern jahrelang unter anderem mit Einwanderung beschäftigt.

«Schulen können von der Einwanderungssituation schon sehr herausgefordert sein», so Grünewald. So etwa auch die Lehrerin eines 7-jährigen Jungen, der nicht mit Mädchen arbeiten wollte. Er war erst kurz in der Schweiz und konnte die Sprache nicht.

Pragmatische Lösungen gefragt

Solche Situationen seien komplex und liessen sich nicht auf Knopfdruck lösen. «Häufig braucht es eine kurzfristige, pragmatische Lösung», so die Professorin – mit dem längerfristigen Ziel, den Kindern beizubringen, dass Frauen und Männer wirklich gleichwertig sind.

Im konkreten Fall riet Grünewald, den 7-Jährigen erst mal Deutsch lernen zu lassen und gleichzeitig mit ihm am Thema Geschlechter zu arbeiten. Zum Beispiel mit Kinderbüchern von Astrid Lindgren. Denn die habe starke Mädchenfiguren und sensible, differenzierte Buben beschrieben.

Wenn man mit jemandem lacht, will er nicht unbedingt mit einem ins Bett.
Autor: Peter Stöpfer Leiter Integrationsklasse Biel

Bei Peter Stöpfer sind die Immigranten schon etwas älter: Er leitet die Integrationsklassen in Biel. Menschen aus rund 30 Nationen sitzen in seinen Klassenzimmern. Die Jungen würden ziemlich rasch lernen, dass Frauen und Männer gleiche Rechte hätten, auch in Schullagern: «In den Lagern lernen sie, dass sie auch kochen und putzen müssen und dass das nicht nur Sache der Frauen ist.»

Kommt es zu einer schwierigen Situation, intervenieren Stöpfer und sein Team rasch. So hätten einige Jungs eine Mitschülerin falsch interpretiert, die mit ihnen offen geredet und gelacht habe. Stöpfer musste ihnen erklären, «dass wenn man mit jemandem lacht und dieser Jemand sympathisch ist, er nicht unbedingt mit einem ins Bett will.»

Können Kinder und Jugendliche, die daheim ein ganz anderes Rollenverständnis von Mann und Frau erleben, durch die Schule lernen, dass es in der Schweiz anders läuft? Ja, sagen Peter Stöpfer und Elisabeth Grünewald unisono. Aber: Es brauche viel Zeit.

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