Seit knapp zwei Wochen gilt die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Was im Zug gut klappt, führt auf dem Schiff zu einem spürbaren Rückgang an Passagieren, sagt Stefan Schulthess, Direktor Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee: «Bereits vor der Maskenpflicht hatten wir etwa 40 bis 50 Prozent weniger Gäste, das war schon dramatisch. Und jetzt, seit Einführung der Maskenpflicht vor rund 10 Tagen, haben wir nochmal etwa 20 Prozent weniger Gäste bei uns an Bord.»
Erlebnis leidet mit Maske
Störend ist für Schulthess insbesondere die Maskenpflicht an der frischen Luft. Im Unterschied zum Zug, fahre man Schiff, um etwas zu Erleben. Mit Schutzmaske sei das Erlebnis nicht das gleiche. Die Passagiere überlegen sich zweimal, ein Billett zu lösen, um dann zwei Stunden mit Maske auf dem Freideck fahren zu können.
Schulthess, auch Verbandspräsident Schweizer Schifffahrtsunternehmen, fordert deshalb: «Wir möchten, dass die Maskenpflicht auf dem Aussendeck nicht gilt. Wir füllen die Schiffe ja nur bis zur Hälfte um den Gästen diese Abstände möglich zu machen. Es gibt keinen Grund, wenn man diese Abstände einhalten kann, dass man eine Maskenpflicht weiterführt.»
Wenn man Abstand hält, ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Aussenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering.
Unterstützung erhält Schulthess von der Wissenschaft. Sie unterscheidet klar zwischen geschlossenen und offenen Räumen. Das Robert Koch-Institut hat mehrere Studien ausgewertet und kommt zum Schluss: «Wenn man Abstand hält, ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Aussenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering. Die Aerosole werden verdünnt und durch Luftströme vertrieben.»
BAG will einheitliche Regelung
An der heutigen Medienkonferenz rechtfertigt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Regelung. «Aus Gründen der Einheitlichkeit wurde die Pflicht zum Tragen einer Maske auf alle öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt, in denen es zu Situationen kommen kann, bei denen die Distanz nicht eingehalten wird.»
Es ist durchaus diskutierbar, je nachdem wie die Situation auf dem Deck aussieht, ob das sinnvoll ist oder nicht. Wir bleiben im Moment aber dabei, dass die Maskenpflicht, auch da gilt.
Sorgen vor der Zukunft
Dennoch: Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung beim BAG, macht der Branche leise Hoffnung: «Es ist durchaus diskutierbar, je nachdem wie die Situation auf dem Deck aussieht, ob das sinnvoll ist oder nicht. Wir bleiben im Moment aber dabei, dass die Maskenpflicht, auch da gilt.»
Die Schiffsbranche will weiter für eine Ausnahmeregelung auf dem Aussendeck kämpfen. Aktuell verkrafte die Schifffahrt keine weiteren Einbussen. Stefan Schulthess: «Viele Gesellschaften haben keine Reserven um dieses katastrophale Jahr irgendwie verarbeiten zu können. Gerade kleinere Gesellschaften haben weniger Mittel als wir auf dem Vierwaldstättersee. Um sie mache ich mir grosse Sorgen.»