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Schutz der Artenvielfalt Nur wenige Länder halten ihr Versprechen – die Schweiz nicht

In Rom startet eine neue Verhandlungsrunde zur Umsetzung des Biodiversitätsabkommens von Kunming-Montreal. Schon jetzt ist klar, dass die Länder ihre Ziele bisher verfehlen, obschon sich das auch ökonomisch lohnen würde.

«30 by 30» lautete die Formel, auf die die Staatengemeinschaft sich vor gut zwei Jahren nach langem Ringen um das Biodiversitätsabkommen im kanadischen Montreal geeinigt hat. Die Formel besagt, dass bis 2030 30 Prozent der Fläche unter Schutz gestellt werden soll.

Nun zeigen neue Untersuchungen, dass über die Hälfte der Länder, die das entsprechende Rahmenwerk unterzeichnet haben, sich in ihren nationalen Biodiversitätsplänen nicht zur Schaffung von 30 Prozent geschützter Land- und Meeresflächen bis 2030 verpflichten.

Nahaufnahme eines ruhenden Leguans auf Felsen.
Legende: Ein einzigartiges Ökosystem ist auf den Galapagosinseln zu finden. Hier leben beispielsweise die einzigartigen Iguana-Meerechsen. Keystone/CESAR MUNOZ

Eine Untersuchung des Online-Fachmagazins «Carbon Brief» und der Zeitung «The Guardian» ergab, dass 70 von 137 Ländern entweder geringere Schutzflächen als Ziel festgelegt haben oder überhaupt keine. Diese 70 Länder machen zusammen mehr als ein Drittel der Erdoberfläche aus.

Unter ihnen sind Staaten mit aussergewöhnlichem Artenreichtum wie Indonesien, Peru und Südafrika, und europäische Länder wie Finnland, Norwegen und die Schweiz.

Auch die Schweiz ist ungenügend

Die Schweiz erhält von Umweltorganisationen schlechte Noten. In einem neuen Vergleich von 22 nationalen Aktionsplänen zum Biodiversitätsschutz landet die Schweiz auf dem letzten Platz.

Laut dem WWF sind die Schweizer Bestrebungen in allen von fünf bewerteten Bereichen unterdurchschnittlich. Die Umweltorganisationen bemängeln vor allem, dass der Schweizer Aktionsplan anstatt konkreter Massnahmen für die Arten und Lebensräume nur Studien und Berichte vorsehe. Zu einer ganzen Reihe von globalen Schutzzielen enthalte der Schweizer Plan keine Massnahmen. Und die Finanzierung reiche bei weitem nicht. 

Bund erhöht finanzielle Mittel

Das zuständige Bundesamt für Umwelt (Bafu) weist die Kritik zurück. Der Aktionsplan ergänze die bestehenden Bestrebungen zum Schutz der Biodiversität in den verschiedenen Sektoren wie der Landwirtschaft oder dem Wald. Und er sei nur ein Teil der umfangreichen Biodiversitäts-Politik des Bundes. Zudem unterstreicht das Bafu gegenüber SRF, dass die finanziellen Mittel zugunsten der Biodiversität deutlich erhöht worden seien.

Derzeit investiert der Bund laut dem Bafu insgesamt mehr als 600 Millionen Franken pro Jahr in die Biodiversität.

Ob die 600 Millionen Franken genug sind, ist umstritten. Umweltorganisationen wie der WWF kritisieren, viel ärmere Länder wie Surinam oder Kolumbien unternähmen viel mehr als die Schweiz.

Immer wieder wird auch auf eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL verwiesen, die aufgezeigt hat, dass in der Landwirtschaft Subventionen im Umfang von 40 Milliarden Franken der Artenvielfalt schaden. Die Abschaffung oder Umgestaltung dieser Subventionen könnte zusätzliche Mittel für den Biodiversitätsschutz freisetzen.

Schutz der Artenvielfalt lohnt sich ökonomisch

Unbestritten ist derweil, dass sich der Schutz der Artenvielfalt ökonomisch lohnt. Das Weltwirtschaftsforum hat berechnet, dass mehr als die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung direkt oder indirekt von der Natur abhänge.

Der Verlust der Biodiversität kostet die Weltwirtschaft laut der Weltbank bis 2030 laut Schätzungen der Weltbank jährlich 2.7 Billionen Dollar. Mit Investitionen von «nur» rund 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr könnte die Artenvielfalt weltweit aber erhalten werden.

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SRF3 Wirtschaft, 24.2.2025, 17:40

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