Die Frage, ob und wie gut Masken gegen Coronaviren wirken, sei irreführend, sagt der Physiker René Rossi. «Es gibt nicht die eine Maske, sondern ganz unterschiedliche Maskenarten – jede schützt auf andere Weise.»
Rossi leitet an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa die Abteilung Membrane und Textilien. In den vergangenen Wochen hat er handelsübliche Masken auf ihre Wirksamkeit getestet – sie unterscheidet sich stark.
Die medizinische Maske («Chirurgenmaske»), ein Wegwerfprodukt, wurde geschaffen, um Patienten vor dem Arzt zu schützen. Sie hält durch eine Beschichtung vor allem Bakterien ab. Als Virenschutz ist sie nicht tauglich. «Mit einer Chirurgenmaske hat man einen ausreichenden Schutz gegen Flüssigkeitstropfen. Aber vor Partikeln in der Grössenordnung des Corona-Virus schützt sie nur bedingt.» Doch es ist just dieser Maskentyp, der ab nächster Woche von der Armee millionenfach an die Grossverteiler geliefert wird.
Dann gibt es die Partikelschutzmaske. Sie schützt sehr effektiv vor kleinen Partikeln wie Feinstaub oder Viren. Je nach Typ würde sie zwischen 80 und 99 Prozent der kleinen Partikel abhalten, sagt Rossi. Doch Studien zeigten, dass sie aus Gründen des Komforts oft nur kurz getragen werde.
Von den selbst gefertigten Stoffmasken aus Baumwolle rät Rossi ab. «Unsere Tests haben gezeigt, dass sie bis zu 80 Prozent der Aerosole und auch Feuchtigkeit durchlassen, zum Beispiel, wenn jemand hustet.»
Die perfekte Maske gegen Coronaviren gibt es derzeit also nicht.
«Volksmaske» soll Grossteil der Covid-Viren abhalten
Mit Vollgas tüfteln die Forscher der Empa in Zusammenarbeit mit anderen 15 wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen – wie der ETH, dem Labor Spiez oder dem Kantonsspital Winterthur – deshalb an einer neuen Maskenart, einer Maske für die breite Bevölkerung. Die Forscher sprechen von einer «Community-Maske», einer Art «Volksmaske» für den täglichen Gebrauch.
Gestern hat der Verbund der Forscher zuhanden der Industrie Empfehlungen für minimale Qualität für eine solche «Volksmasken» herausgegeben. Man soll mit ihr gut atmen können, sie soll Feuchtigkeit zurückhalten und auch einen Grossteil der Viren. «Der Filtrationsschutz dieser Maske wird bei 70 Prozent sein. Über zwei Drittel der Kleinstpartikel, die in der Luft wären, würden rausgefiltert werden», sagt Rossi.
Bei 60 Grad in der Waschmaschine waschbar
Die «Volksmaske» soll wiederverwendet werden können. Man soll sie bei 60 Grad mit Waschmittel in der Maschine waschen können. Und: Sie soll z.B. aus technologisch hochstehendem Material gefertigt sein. «Das Virus ist negativ geladen», erklärt Rossi. «Wenn man eine elektrostatische Schicht einbaut, die das Virus elektrostatisch einfangen kann, hat man einen zusätzlichen Schutz.»
In der Schweiz gäbe es viele innovative Betriebe der Textilbranche, die nur darauf warteten, solche Masken herzustellen, sagt Rossi. «Wir haben sehr viele Anfragen aus der Industrie erhalten und sind jetzt daran, Muster zu testen. Wir rechnen damit, die ersten Testresultate schon in der nächsten Woche an die Hersteller schicken zu können.» Die Empa-Forscher gehen davon aus, dass die «Volksmasken» schon in wenigen Wochen auf dem Markt erhältlich sein dürften.