FFP2-Masken seien nicht nötig für die breite Bevölkerung, sagt Hugo Sax, Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Korrekt getragene Hygienemasken, kombiniert mit dem Einhalten der Regeln, darunter Abstand und eine gute Händehygiene, reichten weiterhin aus – auch gegen die mutierte Virusvariante.
Der Infektiologe räumt gegenüber der «Rundschau» ein, dass die FFP2-Maske eine bessere Filterleistung hat – doch nur, wenn sie korrekt sitze. «Nach dem, was ich im öffentlichen Verkehr sehe, dann ist es so, dass etwa 80 Prozent die Masken nicht korrekt tragen», schätzt Sax.
Wer eine FFP2-Maske trage, brauche eine klare Instruktion und es sei wichtig, dass man ein Modell wähle, das zur Gesichtsform passt.
Trotz Bedenken von Infektiologen liegt die Profimaske FFP2 auch in der Schweiz im Trend. «Ich fühle mich wohler mit diesen», sagt Angelika Weiss, Primarlehrerin aus Therwil (BL). Sie unterrichtet nur noch mit dieser Maske.
Die FFP2 ist dicker als eine Hygienemaske und filtert auch Kleinstpartikel. Die Gefahr für Lehrpersonen auf der Unterstufe, sich anzustecken, sei real und werde mit der mutierten Virusvariante noch grösser, sagt Weiss. «Bei dieser Nähe hier im Klassenzimmer kann ich mir schon vorstellen, dass man sich anstecken kann.» Die Schüler trügen im Unterricht ja keine Maske.
Im Kanton Basel-Landschaft wurde vergangene Woche erstmals die mutierte Virusvariante festgestellt. Betroffen war auch ein Kind im Primarschulalter. Deshalb stellt der Kanton ab Mittwoch den Lehrpersonen aller Stufen FFP2-Masken zur Verfügung.
50 Prozent weniger Ansteckungen
Auch der CEO der Altersheimkette Tertianum, Luca Stäger, setzt auf FFP2. Sein Personal trägt seit November 2020 ausschliesslich FFP2-Masken, selbst das Küchenpersonal, das keinen Kontakt zu den Betagten hat.
Seit die Mitarbeitenden FFP2-Masken trügen, hätten sich die Ansteckungen in den Alterszentren halbiert, sagt Stäger. Er ist überzeugt, dass er auf dem richtigen Weg ist.
«Jetzt, wo das Virus viel ansteckender ist, ist es eine grössere Sicherheit für die Mitarbeiter untereinander, aber auch für unsere Gäste.» Im vergangenen Jahr zahlte die grösste private Altersheimkette der Schweiz insgesamt 4.5 Millionen Franken für Schutzmaterial.
FFP2-Masken-Pflicht für die Schweiz
Der Gesundheitsökonom Willy Oggier fordert nun die Politik zum Handeln auf. Analog etwa zum deutschen Bundesland Bayern, wo seit Montag eine FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in den Geschäften des täglichen Bedarfs gilt, fordert er auch für die Schweiz eine Tragepflicht.
«Grundsätzlich weiss man in einer Pandemie erst im Nachhinein, was wirkt und was nicht wirkt. Eine Maske richtig zu tragen, ist unabhängig vom Maskentyp ein Gebot der Stunde», sagt Oggier.