Wer unter 16 ist, soll nicht mehr auf Pornowebsites zugreifen können. So will es der Vorstoss von Nick Gugger von der EVP. Der Nationalrat hat dem Anliegen bereits zugestimmt, nun berät es der Ständerat.
Wir brauchen eine Hürde, wie wir diese auch beim Alkohol oder beim Tabak haben.
«Heute können Kinder in der Schweiz einfach auf Hardcore-Inhalte zugreifen», sagt der Winterthurer. «Wir brauchen eine Hürde, wie wir diese auch beim Alkohol oder beim Tabak haben.» Anbieter von pornografischen Seiten müssten schweizweit gesperrt werden, sollten sie keine technische Alterskontrolle einführen, sagt Gugger.
Umsetzung bleibt lückenhaft
Auch der Bundesrat teilt das Anliegen «zu 100 Prozent». Allerdings sei die Motion unrealistisch, sagte Simonetta Sommaruga in der Debatte im Nationalrat. Denn es bliebe der Schweiz nichts anderes, als eine Netzsperre einzuführen: Schweizer Provider müssten Hunderttausende Pornoseiten sperren, wenn diese die Alterskontrolle nicht einhalten.
Solche Netzsperren gibt es heute nur für kriminelle Inhalte – etwa für betrügerische Phishingsites oder solche mit Kinderpornografie. Und auch für ausländische Onlinecasinos. In diesen wird aber trotzdem weiter gespielt, denn Netzsperren lassen sich kinderleicht umgehen.
Netzsperren als rotes Tuch
Teile des Internets zu blocken, funktioniert nur bedingt und bedeutet viel Aufwand. «Netzsperren wie in China, das wäre eine Art Überwachungsstaat, und das kommt nur schon wegen unserer Verfassung nicht infrage», sagt FDP-Ständerat Andrea Caroni. «Wir reden bei den Pornowebseiten von einem weltweit riesigen, völlig legalen Angebot, das auch in der Schweiz Millionen Menschen konsumieren.»
Netzsperren funktionieren nicht. Gerade Jugendliche sind sehr geübt darin, sie zu umgehen.
Auch Anwalt Martin Steiger, Sprecher der Digitalen Gesellschaft Schweiz, ist kritisch: «Netzsperren funktionieren nicht. Gerade Jugendliche sind sehr geübt darin, sie zu umgehen. Zudem laufen die Behörden Gefahr, auch Websites zu sperren, die gar nicht pornografisch sind.»
Gefahr heikler Datenbanken
Um das Alter von Nutzern kontrollieren zu können, gibt es verschiedene technische Lösungen. «Wenn man heute im Internet etwas kauft, muss man auch oft sein Alter beweisen», sagt Gugger. Er schlägt vor, dass dies zum Beispiel über eine Kreditkarte oder eine Handynummer gemacht würde. Datenschützern graut vor einer solchen Lösung.
Könnten die Pornoanbieter Datenbanken ihrer Kunden und von deren sexuellen Vorlieben anlegen, wäre dies ein gefundenes Fressen für Hacker. «Eine solche Altersidentifizierung müsste möglichst datensparsam erfolgen», sagt Steiger.
Eine mögliche Lösung könnte die in der Schweiz geplante elektronische Identitätskarte bieten. «Damit würde der Anbieter nur erfahren, dass der Kunde schon 16 ist – und nichts weiter.» Im Moment ist die E-ID aber noch Zukunftsmusik.
Mehr Medienkompetenz in Schulen
«Ich bin auch für guten Jugendschutz, aber dafür sind Eltern und Schule zuständig», sagt Caroni. Dass es mehr Unterricht in Medienkompetenz brauche, sei klar, pflichtet Regula Bernhard von Kinderschutz Schweiz bei. Ihre Organisation setzt sich aber zusätzlich für die Alterskontrolle ein.
Ich bin auch für guten Jugendschutz, aber dafür sind Eltern und Schule zuständig.
«Die Hälfte aller Kinder zwischen 12 und 14 sieht ungewollt pornografisches Material, was bei den meisten ein Ekelgefühl auslöst», sagt sie. Eine Alterskontrolle könne zwar nicht verhindern, dass manche Kinder die Sperren umgehen. «Aber eine Alterskontrolle setzt ein wichtiges Zeichen, dass diese Inhalte nicht für Kinder gedacht sind.»