Fällt der Schwangerschaftstest positiv aus, freuen sich viele auf ihren Nachwuchs. Anderen hingegen zieht das den Boden unter den Füssen weg: Was heisst das für mich, meine Gesundheit, meine Arbeit, meine Beziehung, meine Zukunft? Dann ist neutraler und kompetenter Rat gefragt, und zwar schnell.
Plötzlich ein Viertel weniger Beratungen
So werden schweizweit kostenlose Beratungen zu Schwangerschaft rege besucht; kantonale Fachstellen verzeichnen eine stabile bis steigende Nachfrage – die Schweizer Bevölkerung wächst. So erstaunt, dass in Basel-Stadt die Beratungen einbrachen: Im 2023 wurden noch 451 Beratungen registriert, gegenüber 592 Fällen im Vorjahr. Das ist knapp ein Viertel weniger.
In Basel-Stadt ist das Universitätsspital Basel (USB) mit dieser Beratungsaufgabe betraut, die auf Bundesrecht beruht. Das USB erfüllt den kantonalen Leistungsauftrag mit täglichen Zeitfenstern in der Poliklinik seiner Frauenklinik – allerdings sind derzeit dort nur rund 20 Stellenprozente für Beratungen reserviert.
Früher war es eine Abteilung mit zwei vollen Sprechstunden jeden Tag sowie eigenem Empfangsbereich, doch heute ist die Schwangerschaftsberatung faktisch in den Betrieb des Grossspitals integriert. Zum Vergleich: Ein paar Bushaltestellen weiter in Binningen BL hat eine von zwei Beratungsstellen des Nachbarkantons Baselland diskrete Räume in einem kleinen Hinterhaus an der Hauptstrasse.
E-Mail-Adresse nicht à jour
Googelt man danach für Basel, landet man rasch auf einer Unter-Website der «Dachorganisation der Fachstellen für sexuelle Gesundheit und der Fachstellen für Sexualaufklärung in der Schweiz», mit Kontaktangaben zur Basler Beratungsstelle im USB. Notiert ist da als E-Mail-Adresse jene der früheren Leiterin Sibil Tschudin – sie ist indes seit bald einem Jahr pensioniert. Das USB hat ihre Leitungsstelle seither nicht mehr besetzt.
«Ganz entscheidend ist, dass Frauen den Weg schnell finden zu diesem Beratungsangebot», sagt Sibil Tschudin. Sie fürchte, dass das nach dem Abbau in Basel nicht mehr gewährleistet ist. Und dass der Kanton den Gesetzesauftrag nicht mehr voll erfülle. Der Leistungsauftrag des Kantons verlangt vom USB Beratungen an jedem Werktag.
Das Gesundheitsdepartement teilt diese Zweifel nicht: «Die aktuelle Fachstelle des Unispitals ist unseres Erachtens eine verlässliche Anlaufstelle», sagt Mediensprecherin Anne Tschudin. Und es gebe daneben viele andere Beratungsstellen. Das USB geht auf konkrete Fragen zum Abbau und Folgen davon nicht ein.
Technische Leistungen sind ungleich besser vergütet.
Die USB-Medienstelle schreibt allerdings generell von einem hohen Kostendruck. «Die Tarife decken die Kosten bei Weitem nicht ab. Insbesondere sind gemeinwirtschaftliche Leistungen, wie die Ausbildung und Forschung, nicht ausreichend finanziert.» Reine Beratungen seien nicht sehr einträglich, sagt auch Sibil Tschudin. «Technische Leistungen sind ungleich besser vergütet.»
Sibil Tschudin hofft nun, dass Basel-Stadt seine Pflicht ernst nimmt und andere Wege sucht, zum Beispiel mit einer Kooperation mit dem Nachbarkanton. In den meisten anderen Kantonen sind Schwangerschaftsberatungen nicht beim grossen Spital angesiedelt – und mit eigenen Internetseiten auch besser auffindbar.
Der Zeitpunkt wäre günstig, über die Bücher zu gehen: Ende 2025 läuft der USB-Leistungsauftrag für die Basler Schwangerschaftsberatungen aus.