Nicht ohne Grund gilt der Kanton Luzern als «Schweinekanton». Denn mit 420'000 Tieren leben im Kanton sogar mehr Schweine als Menschen. Und die Luzerner Landwirtschaft setzt auch sonst stark auf Tiere: So kommen rund 150'000 Rinder hinzu.
Das hat Auswirkungen auf die Klimabilanz. In Luzern gehen 28 Prozent der Treibhausgasemissionen auf das Konto der Landwirtschaft – das ist fast doppelt so viel wie im schweizerischen Schnitt. Dies soll sich ändern, hat die Politik im neuen Klimabericht festgehalten. Ein Ziel ist es, die Tierbestände zu reduzieren und dafür auf pflanzliche Produkte umzustellen.
Wenn sich Bäuerinnen und Bauern in eine neue Richtung orientieren sollen, muss ein Markt vorhanden sein.
Einfacher gesagt als getan, sagt dazu Thomas Meyer, Abteilungsleiter Landwirtschaft beim Kanton Luzern: «Wenn sich Bäuerinnen und Bauern in eine neue Richtung orientieren sollen, muss ein Markt vorhanden sein. Schliesslich müssen sie davon leben können.» Der Kanton will hier aktiv Unterstützung bieten – mit dem Projekt «Offensive Spezialkulturen».
Von der Gerste bis zur Mandel
Man habe abgeklärt, welche Produkte im Detailhandel besonders gefragt seien. «Und jetzt schauen wir, welche davon wir im Kanton Luzern anbauen können», erklärt Meyer. Herausgekommen ist eine Liste mit zwölf Arten wie beispielsweise Hopfen, Gerste, Süsskartoffeln oder Topinambur.
Auf der Liste finden sich aber auch überraschendere Produkte wie Mandeln oder Soja, deren Anbau man sonst eher wärmeren Gebieten zuordnet. Doch wird dies immer mehr auch in unseren Breitengraden möglich – wegen der Klimaerwärmung. Es ist paradox: Die Landwirtschaft ist zwar mitschuldig an der Klimaerwärmung, kann diese aber ausnutzen, um von klimaschädlicher Produktion loszukommen.
Wir probieren, den Betrieb autark zu führen.
Es gehe aber nicht darum, komplett von der Tierhaltung wegzukommen, betont Thomas Meyer. Ein erstes grosses Ziel sei vielmehr, die pflanzliche Produktion zu stärken. Wie das funktionieren könnte, zeigt das Beispiel von Hanspeter Hunkeler. Der Landwirt aus Schötz im Luzerner Hinterland hat bereits vor über 20 Jahren angefangen, seinen Betrieb umzustellen.
«Wir betreiben zwar nach wie vor Milchwirtschaft und Schweinezucht, wie es sich für einen Luzerner Betrieb gehört.» Aber Hunkeler hat sein Produktionssystem nachhaltiger aufgezogen. «Wir probieren, den Betrieb autark zu führen. Wir kaufen möglichst nichts ein.» Seit rund zehn Jahren erhielten seine Kühe kein Kraftfutter mehr: «Sie leben nur von Heu, Emd und Gras von der Weide.»
Daneben betreibt Hunkelers Hof auch Ackerbau, baut Dinkel, Weizen, Mais und auch Soja an. Aber nicht als Tierfutter, darauf legt der Landwirt Wert: «Unsere Ackerkulturen gehen grossmehrheitlich direkt in die menschliche Ernährung.» Auf diesem Gebiet wolle sein Sohn, der den Hof leitet, künftig noch weitergehen und die pflanzliche Produktion stärken.
Es muss auch im Portemonnaie stimmen
Die Umstellung von Tierhaltung auf Ackerbau ist aber nicht nur eine Frage der Einstellung – sie kann für viele Betriebe auch eine ökonomische Herausforderung sein, erklärt Beat Felder, Lehrer und Berater für Spezialkulturen am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung im luzernischen Hohenrain. «Diese Kulturen geben viel Arbeit. Und es ist schwierig, Leute dafür zu finden.»
Für Felder ist klar: Wenn es mit der Umstellung vorwärtsgehen soll, muss sie sich auch finanziell lohnen. Oder anders gesagt: Die Produkte müssten teurer verkauft werden können. «Wir geben in der Schweiz ja so wenig Geld aus für Früchte und Gemüse. Es wird nicht gehen, ohne dass die Preise für solche Produkte steigen.»