Drei von vier Schweizern im Alter von 50 bis 64 Jahren sind bestens in den Arbeitsmarkt integriert. Im internationalen Vergleich ist das ein Spitzenwert. «Gegenüber den jüngeren Alterskategorien sind Ältere nicht stärker von Arbeitslosigkeit betroffen», sagt Antje Baertschi vom Staatssekretariat für Wirschaft (Seco). Im Gegenteil: 2013 betrug die Quote bei den über 50-Jährigen 2,6 Prozent und war damit 0,6 Prozentpunkte niedriger als der schweizerische Durchschnitt.
Das Problem der Älteren ist ein anderes: Verliert eine Person über 50 Jahre ihre Stelle, fällt es ihr vergleichsweise schwer, einen neuen Job zu finden. Gemäss Seco machen die über 50-Jährigen rund 41 Prozent (2013) aller Langzeitarbeitslosen aus. Im Schnitt sucht ein Schweizer 7,5 Monate für eine neue Stelle. Bei den 50+ dauert die Suche anderthalb Mal länger.
Das Problem mit der 5 auf dem Rücken
Arbeitslose Menschen über 50 haben also mehr Mühe, eine Stelle zu finden. Und sie sind sich einig: ein grosses Problem ist ihr fortgeschrittenes Alter. In einer Umfrage geben 71 Prozent der Kandidaten an, dass sie ihre Chancen auf dem Stellenmarkt ohne die 5 auf dem Rücken wesentlich höher einschätzen würden. Verfasserin des jährlichen Bewerbungsbarometers ist die Firma Lee Hecht Harrison (LHH), eine Anbieterin von beruflicher Neuorientierung. Darin heisst es unter anderem:
- Die Wahrscheinlichkeit, über 12 Monate beim RAV angemeldet zu sein, ist für ältere Stellensuchende «massiv höher» als für die jüngere Konkurrenz.
- 2013 wurden 34'681 Personen ausgesteuert, über 27 Prozent davon waren 50 Jahre alt und älter.
- Obwohl über 55-Jährige 6 Monate länger Stempelgeld beziehen können, ist der Anteil der ausgesteuerten über 50-Jährigen höher als der Anteil gleichaltriger Arbeitsloser.
Im Jahr 2013 betrafen 40 Prozent der Kündigungen Menschen über 50. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 10 Prozent. Insgesamt sind 23 Prozent aller Arbeitslosen 50 Jahre alt und älter, bei den Langzeitarbeitslosen beträgt ihr Anteil sogar 41 Prozent. Im Schnitt dauert die Stellensuche 9 bis 10 Monate.
Den «Altersjob» finden
Eine neue Studie zeigt Wege auf, die Altersarbeitslosigkeit zu verhindern. Autorin Margrith Stamm kommt darin zum Schluss, dass Firmen und künftige Rentner umdenken müssten, damit das vorhandene Potenzial älterer Arbeitnehmenden nicht verpuffe.
Die grössten Stärken hätten Senioren im intellektuellen und sozialen Bereich, dicht gefolgt vom sportlichen, künstlerischen und handwerklichen. Gemäss Stamm müsse jemand früh mit dem Planen anfangen, sich aktiv neu orientieren und vielleicht sogar das Hobby zum Beruf machen. Es gehe darum, sich einen «Altersjob» zu suchen, sagt Stamm gegenüber «10 vor 10».