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Bild 1 von 10. Am Dorfrand von Dürrenäsch: Die Caravelle bohrte sich tief in den Boden . Bildquelle: RDB/SRF.
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Bild 2 von 10. Fassungslosigkeit: Trümmerteile fügen sich zu einem Bild der Trauer zusammen – mittendrin Experten, die nach Hinweisen suchen. Bildquelle: RDB/SRF.
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Bild 3 von 10. Das Unglück hat 80 Menschenleben gefordert. Die Hälfte stammt aus dem Zürcher Bauerndorf Humlikon. Bildquelle: RDB/SRF.
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Bild 4 von 10. Schutt und Asche: 40 Kinder verlieren durch den Absturz am 4. September 1963 Vater und Mutter – und ihre Kindheit. Bildquelle: RDB/SRF.
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Bild 5 von 10. Eines der Kinder, dessen Eltern beim Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Bildquelle: RDB/SRF.
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Bild 6 von 10. Auch diese beiden Jungen gehören zu den Waisen. Bildquelle: RDB/SRF .
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Bild 7 von 10. 444 Soldaten halten Journalisten und andere Zuschauer fern. Bildquelle: RDB.
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Bild 8 von 10. Schaulustige versuchen, mithilfe von Fernrohren einen Blick auf die Trümmer zu erhaschen. Andere schiessen Bilder. Bildquelle: RDB; SRF.
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Bild 9 von 10. Nach dem Absturz wird über Humlikon eine Pressesperre verhängt. Das Dorf ist hermetisch abgeriegelt: Niemand sollte zur Unglücksstelle gelangen. Bildquelle: RDB.
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Bild 10 von 10. Die Caravelle stürzte in Werner und Louise Schmids Acker. Ihr zweijähriger Sohn ist nach dem Vorfall verstummt. Bildquelle: SRF.
Am 4. September 1963 blickte die gesamte Welt auf das 220-Seelen-Dorf Humlikon im Zürcher Weinland. Auf einen Schlag verlor es 43 seiner Einwohner. Die Landwirtschaftliche Genossenschaft sowie Gemeinderat und Schulpflege in corpore waren in Dürrenäsch in einer Caravelle der früheren Swissair abgestürzt.
Fast die ganze mittlere Generation des Dorfes war ausgelöscht, 40 Kinder wurden zu Vollwaisen, acht zu Halbwaisen. Von den 25 Bauernbetrieben standen 20 ohne Inhaber da, selbst die Gemeindeverwaltung war verwaist.
Humlikon musste sich von einem Tag auf den anderen neu organisieren und wurde zugleich von der internationalen Boulevard-Presse bestürmt. Fotografen bedrängten Waisenkinder, Reporter drangen in die verwaisten Haushalte ein. In der Folge wurde das gesamte Dorf hermetisch abgeriegelt, viele Höfe erhielten Polizeischutz.
Ursache für den tragischen Unfall war ein Rollmanöver vor dem Start, das die Räder des Fahrgestells überhitzte. Daraufhin zersprangen die Felgen beim Start, die heissen Bruchstücke zerstörten die Hydraulikleitungen, und das auslaufende Öl entzündete sich. Die Maschine war manövrierunfähig.
Jahrelanges Schweigen – bis heute
Noch immer sind diese Wunden in Humlikon nicht vernarbt, und auch für die Verarbeitung der Trauer blieb kaum Zeit. «Wir haben keine Zeit zum Trauern, wir müssen arbeiten», hörten die Hinterbliebenen der Absturzopfer, wenn sie ihrer Trauer Luft machen wollten.
Silvia Werren verlor als 17-Jährige beide Eltern und musste nach dem Unglück den drei jüngeren Geschwistern die Mutter ersetzen. Für ihre eigene Trauer blieb keine Zeit. Jahre später brachen die Wunden von damals auf – Werren erlitt einen Zusammenbruch. Die Diagnose: posttraumatische Belastungsstörung durch jahrelang verdrängte Trauer.
Auch die Einwohner des Aargauer Dorfes Dürrenäsch kämpfen bis heute mit dem Erlebten: Wrack- und Leichenteile lagen um die Absturzstelle herum verteilt und haben sich Schulkindern, Anwohnern und Helfern unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt.
Unauslöschliche Bilder
Wie durch ein Wunder gab es im Absturzort Dürrenäsch keine Verletzten. Dies, obwohl sich die Swissair-Caravelle nur einige Meter vom Dorfrand entfernt acht Meter tief in einen Acker bohrte.
Auch für die damalige Swissair war der 4. September 1963 ein dramatischer Einschnitt: Der Stolz der Nation verlor nicht nur acht seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern hatte auch seine Aura der Unverletzlichkeit eingebüsst.