Mehr Bürokratie – das heisst im Alltag mehr Zeitdruck und Stress für die Ärzte. Am stärksten hat der Stress laut einer FMH-Befragung bei den Psychiatern zugenommen. Dieses Resultat sei für ihn keine Überraschung, sagt Daniel Bielinski, psychiatrischer Chefarzt am Regionalspital Emmental und Vizepräsident der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie: «Wir haben unsere Leistungen jeden Tag minutiös zu erfassen. Wir müssen Qualitätsstatistiken ausfüllen. Die Patienten selbst werden bei Ein- und Austritt befragt.»
Ausserdem müssten die Psychiater «eine überbordende Menge an Kostengutsprachen und Arztberichten zuhanden der Versicherungen» erledigen, sagt er. Wegen der zunehmenden Bürokratie hätten Ärzte und Pflegepersonal immer weniger Zeit für die Patienten. Und viele Psychiater fürchten, dass mit dem neuen geplanten Tarifsystem der administrative Aufwand noch weiter ansteigt.
Mehr Pragmatismus gefragt
Bielinski setzt sich deshalb dafür ein, dass man in Zukunft etwas pragmatischer handelt. «Das heisst, mutigerweise Leistungserfassungen reduzieren, Qualitätsstatistiken beschränken und mit den Versicherungen übereinkommen, dass man hier einfachere Lösungen finden kann» – das sei im Interesse von Psychiatern und Patienten.
Neben den Psychiatern klagen auch die Spitalärzte darüber, dass sie immer mehr Zeit mit bürokratischen Arbeiten verbringen müssen. Vor allem für Assistenzärzte sei die Situation häufig frustrierend, sagt FMH-Vizepräsident Pierre-François Cuénoud: «Die Assistenzärzte sind diejenigen, die am meisten davon betroffen sind. Obwohl sie eigentlich mehr Zeit mit den Patienten verbringen müssten, um etwas zu lernen. Sie haben sehr viel Zeitverlust wegen administrativen Aufgaben. Bald verbringen sie so viel Zeit mit Administrativem wie bei den Patienten.»
Mehr Personal in Sekretariaten
Die Erfassung von Patientendaten am Computer, gesetzliche Vorgaben und zusätzliche Informationen für die Krankenkassen – das alles kostet Zeit. Cuénoud sieht aber ein paar konkrete Verbesserungsmöglichkeiten. So könnten die Spitäler vermehrt Fachkräfte in den Sekretariaten anstellen, die den Ärzten gewisse Büroaufgaben abnehmen.
Auch das elektronische Patientendossier sollte etwas einfacher und benutzerfreundlicher gestaltet werden, findet Cuénoud. Er betont aber gleichzeitig, dass die elektronischen Dossiers prinzipiell eine gute Sache seien, denn sie bündelten alle Informationen an einem Ort und verbesserten die Patientensicherheit.